Naturschätze des Nordens. Foto: LU

“Dieses Kartenspiel ist Steuerverschwendung”

Der Bund der Steuerzahler ist wütend über ein Kartenspiel. Es hat über 13.000 Euro gekostet und es damit ins Schwarzbuch „Die öffentliche Verschwendung 2013“ geschafft.


Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals 2013 auf zuspieler.de

Die Geschichte beginnt im Oktober 2012. Damals verschickte das Umweltministeriums Mecklenburg Vorpommern eine Pressemitteilung. Darin steht:

„Fischotter und Eisvogel geht es gut, wenn der Mensch mehr Bio-Lebensmittel kauft. Eine einfache Erkenntnis, die ein neues Kartenspiel des Landwirtschafts- und Umweltministeriums ebenso einfach vermittelt. ‘Naturschätze des Nordens’ heißt das Quintett für die ganze Familie. Genau diese zeigt es in Wald, Feld und Gewässern. Acht Lebensräume und ihre charakteristischen Tier- und Pflanzenarten lernen die Mitspieler kennen.“

Umweltministeriums Mecklenburg Vorpommern

Wer zu den Karten greift soll verstehen, dass die Haselmaus in den strauchreichen Wald gehört, die Zauneidechse in die trockene Heide und der Goldene Scheckenfalter auf die Blumenwiese. Zusätzlich zu den Tieren und Pflanzen gibt es in jedem Quintett eine Aktionskarte, die den Spielern zeigt, wie sie mit ihrem Verhalten zum Erhalt des Lebensraums beitragen können. Wer zum Beispiel Bio-Lebensmittel kauft, unterstützt die ökologische Landwirtschaft, die keinen Kunstdünger in die Gewässer leitet. So werden diese weniger belastet und der Fischreichtum bietet beste Bedingungen für Fischotter und Eisvogel. So weit, so gut.

13.534 Euro für 4.500 Spiele

Damit sich auch genug Mitspieler finden, wurde das Kartenspiel unter anderen an Schulen sowie die Informationszentren der Natur- und Nationalparks geschickt. Eine Ausgabe des Kartenspiels ist aber anscheinend auch beim Bund der Steuerzahler gelandet. Und der ist von dem Spiel alles andere als begeistert. Im aktuellen Schwarzbuch des Vereins steht auf Seite 64.

„Wie spielerisch die öffentliche Hand das Geld der Steuerzahler ausgibt, zeigt eindrucksvoll das Umweltministerium. Das dortige Verständnis von aktiver Öffentlichkeitsarbeit bedeutet, für 13.534,81 Euro ein Quintett-Kartenspiel in Auftrag zu geben. ‘Naturschätze des Nordens’ wurde in einer Auflage von 4.500 Exemplaren kostenlos verteilt […].“

Bund der Steuerzahler, Schwarzbuch 2013

Der Bund der Steuerzahler erkennt zwar an, dass das Ministerium durchaus Werbung für den Naturschutz machen darf und soll, doch daraus die Produktion und Versendung eines Kartenspiels abzuleiten, übersteigt nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler den öffentlichen Auftrag dazu deutlich. Zumal Spieleverlage ja schon unzählige Angebote zu Tieren, Pflanzen, Umwelt und Naturschutz– auch als Kartenspiele – anböten. Eine Übersicht über solche Spiele finden Interessierte unter anderem auf der amerikanischen Seite BoardGameGeek.

„Kreieren von Kartenspielen künftig einstellen“

Der Bund der Steuerzahler fordert deswegen: „Als Appell ergeht an das Umweltministerium die Aufforderung, das Kreieren von Kartenspielen künftig einzustellen, zumal das Ministerium damit liebäugelt, einen Nachdruck von 3.000 Exemplaren des Spiels in Auftrag zu geben.“

In dem Schwarzbuch kritisieren die Autoren übrigens nicht nur das Kartenspiel, sondern auch die Seite spielbar.de, nicht zu verwechseln mit der wirklich interessanten Seite spielbar.com von Peer Sylvester und Jürgen Karla. Spielbar.de wird betrieben von der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihre Aufgabe ist es, durch Maßnahmen der politischen Bildung Verständnis für politische Sachverhalte zu fordern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu starken. “Wie jedoch eine Webseite zur pädagogischen Begutachtung von Computerspielen in dieses schon ziemlich breite Aufgabenspektrum passt, ist äußerst fraglich. Zumal die Webseite und deren Inhalte gar nicht von der Bundeszentrale selbst erstellt werden, sondern von einem externen Dienstleister“, kritisiert der Bund der Steuerzahler.

Wer mehr über den Bund der Steuerzahler wissen möchte, seine Interessen und auch seine Beziehung zu den Medien, der findet auf Wikipedia einen Schnellüberblick und in dem Arbeitspapier „Steuern Schulden und Skandale: Für wen spricht der Bund der Steuerzahler?“ detaillierter Informationen.

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