Facebook-Beitrag von Daniele Tascini

Rassismus-Diskussion: Der Fall Daniele Tascini

Für das Internet kommt dieser Artikel wahrscheinlich viel zu spät. Schließlich behandelt er ein Ereignis, das vor mehr als einer Woche begann. Es geht um einen italienischen Facebook-Beitrag des Spieleautoren Daniele Tascini und die Reaktionen darauf. Wir dokumentieren die Ereignisse und beantworten die wichtigsten Fragen dazu.


Vorbermerkungen
kulturgutspiel.de verurteilt jede Form von Rassismus sowie Diskriminerung und unterstützt bewusst die Initiativen Spielend für Toleranz und Hier spielt Vielfalt.

Im Fall Tascini wird stark darüber diskutiert, wie man Negri in andere Sprachen übersetzt. Damit alle wissen, über welche Wörter wir konkret sprechen, schreiben wir in diesem Beitrag Neger, Nigger oder Negri aus und verzichten auf die Abkürzung N-Wort.

Jede Person kann und soll sich eine eigene Meinung zum Fall Tascini bilden. Das geht aber nur, wenn man alle relevanten Kommentare oder Stellungsnahmen vollständig kennt. Aus diesem Grund fassen wir diese nicht zusammen, sondern dokumentieren sie komplett. Wenn möglich, verlinken wir Quellen. Den italienischen Kommentar von Tascini haben professionellen Übersetzerinnen für uns übersetzt. Englische Beiträge veröffentlichen wir in der Originalsprache.

Alle Zeitangaben sind in Mitteleuropäische Zeit (MEZ).

Selbstverständlich haben wir auch Tascini angeschrieben. Er hat auf unsere Anfrage geantwortet, möchte sich aber aktuell nicht weiter öffentlich äußern.

Wir haben uns keine abschließende Meinung zu dem Fall gebildet und verzichten daher auf einen Kommentar.

Wer ist Daniele Tascini?

Tascini ist ein italienischer Spieleautor. Zwischen 2012 und 2015 erschienen von ihm und Simone Luciani  unter anderem Sheepland (Cranio Creations), Tzolk’in: Der Maya-Kalender (Czech Games Edition) und Auf den Spuren von Marco Polo (Hans im Glück). Im Jahr 2018 erschien Teotihuacan: Die Stadt der Götter (früher NSKN Games, jetzt Board&Dice). Sein aktuellstes Spiel, Tekhenu: Der Sonnenobelisk, hat er zusammen mit Dávid Turczi entwickelte. Es erschien 2020 ebenfalls bei Board&Dice.


Was war der Stein des Anstoßes?

Ein Facebook-Beitrag von Tascini in italienischer Sprache. Wann genau der Beitrag veröffentlicht wurde, lässt sich nicht nachvollziehen, denn er wurde gelöscht. Es existiert aber ein Bildschirmfoto davon, das Jeremy Howard vom YouTube-Kanal Man vs Meeple am Samstag, 16. Januar, 21:54 Uhr, in der Facebook-Gruppe BoardGameGeek veröffentlicht hat.

Daniele Tascini: Facebookbeitrag in italienischer Sprache.

Tascini hat bisher nicht abgestritten, den Beitrag so veröffentlicht zu haben. Es ist also davon auszugehen, dass das Bildschirmfoto nicht manipuliert wurde.

Was steht in dem Facebook-Beitrag?

Da nur wenige Personen in der weltweiten Spielebranche italienisch beherrschen, hat Howard nicht nur den italienischen Originalbeitrag veröffentlicht, sondern auch eine englische Übersetzung davon.

Daniele Tascini: Facebookbeitrag in italienischer und englischer Sprache.

Wer den Beitrag ins Englische übersetzt hat und ob die Übersetzung korrekt ist, ist unklar. Wir haben Anja Heinisch und Katrin Pougin beauftragt, Übersetzungen des Beitrags anzufertigen. Heinisch ist staatlich geprüfte Übersetzerin für Italienisch und ermächtigt, für Gerichte und Notare in Hessen zu übersetzen. Sie übersetzt den Beitrag wie folgt:

Wurden die Orks denn immer schon als dunkle Wesen dargestellt???? (Symbol der Nachdenklichkeit) Das ist der Beweis für die Böswilligkeit oder die starke Kurzsichtigkeit desjenigen, der diese Behauptungen unterstützt … Seit jeher unterscheidet man in der Fantasy-Literatur zwischen Licht und Dunkelheit!!! Danach ist alles, was schlecht ist, dunkel … Aber kann man hieraus eine Analogie ableiten zu der dunklen Hautfarbe von Afrikanern DIE NICHT SCHWARZ IST, VERDAMMT NOCH MAL!!! … tatsächlich reicht sie von einem hellen Beige – üblicherweise sehr viel heller als bei einem gebräunten Italiener – bis zu einem dunklen Braun … Ich würde sie auch nie SCHWARZE nennen, da sie nicht SCHWARZ sind. Ich habe sehr viele afrikanische Freunde und grundsätzlich ist ihre Herkunft kein Thema, wenn ich sie anrede. Warum sollte ich denn ein Merkmal wie Herkunft oder Rasse herausstellen??? Aber freundschaftlich unter uns nenne ich sie schon Neger und sie fühlen sich nicht beleidigt, weil ja die Bedeutung JEDES Wortes davon abhängt, …*

* Anmerkung der Übersetzerin: Hier endet der Text mitten im Satz. Es fehlt der Teil mit der Angabe, wovon die Bedeutung jeden Wortes abhängt.

Katrin Pougin ist staatlich anerkannte und vom Oberlandesgericht Hamm ermächtigte Dolmetscherin und Übersetzerin. Sie übersetzt den Beitrag wie folgt:

Die Orks wurden schon immer als Schwarze dargestellt??? [fragender Smiley]
Das ist ein Beweis für die Böswilligkeit oder die grobe Kurzsichtigkeit von allen, die solche Argumente vorbringen…
Die Unterscheidung, die im Fantasy gemacht wird, war schon immer die zwischen Licht und Dunkelheit!!!! Daher ist alles, was böse ist, dunkel. Eine Analogie mit der dunklen Hautfarbe der Afrikaner, herstellen zu wollen, DIE NICHT SCHWARZ IST, VERDAMMT NOCH MAL [1 ]!!!, sie reicht von einem hellen Beige, das in der Regel viel heller ist als bei einem sonnengebräunten Italiener, bis zu einem dunklen Braun … Und ich werde sie nie als als SCHWARZE bezeichnen, weil sie nicht SCHWARZ sind.
Ich habe sehr viele afrikanische Freunde und nicht [sic!] im Allgemeinen bezeichne ich sie nicht nach ihrer Art [2 ], warum sollte ich eine Art [2] oder Rasse unterscheiden??? Aber unter uns als Freunden nenne ich sie Neger, und sie sind nicht beleidigt, denn – noch mal – die Bedeutung JEDES Wortes hängt ab…

[1] Wörtlich lautet der vorstehende Ausruf „Schweine-Onkel“, auf Italienisch „porco zio“, ein versteckter Fluch anstelle von „porco Dio“, wörtlich „Gott-Schwein“. Es gibt im Italienischen zahlreiche solcher versteckten Fluchworte, die verwendet werden, um blasphemische Äußerungen (die auch strafrechtlich verfolgt werden können) zu vermeiden. Siehe z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Fluchwort. Anmerkung des Übersetzers. Alle Anmerkungen und Einfügungen des Übersetzers sind in eckige Klammern gesetzt.
[2] Das hier verwendete Substantiv „genere“ hat mehrere Bedeutungen, die alle relativ allgemein gehalten sind, sodass eine sichere Zuordnung schwierig ist: Art, Gattung, Genre, Gender

Das Wort, an dem sich die Diskussion entzündet hat, übersetzen beide Frauen mit Neger. Die zwei unterschiedlichen Übersetzungen zeigen aber auch, wie schwer es ist, Beiträge (und vor allem Zwischentöne) in eine andere Sprache zu übersetzen.

In welchem Kontext erschien der Beitrag?

Das ist nicht bekannt. Es existiert nur das Bildschirmfoto des Beitrags. Kommentare, die eventuell vor oder nach dem Beitrag veröffentlicht wurden, fehlen, ebenso die Reaktionen darauf (Gefällt mir/Wütend/Wow/…). Es ist auch nicht bekannt, wo auf Facebook der Beitrag erschien, worum sich die Diskussion drehte oder wer neben Tascini mitdiskutierte. Eine dritte Übersetzerin hat aus diesem Grund den Auftrag abgelehnt. Sie schrieb.

Ich habe mir den Text nochmal in Ruhe angesehen und finde es ein bisschen schwierig, ohne Kontext bestimmte Bezeichnungen (wie auch orchi) zu deuten. Da ich an dieser Stelle auch keinem irgendwelche Wörter in den Mund legen möchte, die möglicherweise anders gemeint sind, würde ich in diesem Fall doch lieber von einer Übersetzung absehen, tut mir leid.

Dennoch möchte ich auf Ihre Frage zu nero und negro zurückkommen. Diese Wörter werden laut italienischem einsprachigem Wörterbuch folgendermaßen definiert:

Aktuelle Verwendung / aktueller Sprachgebrauch: negro (entsprechend dem Angloamerikanischen: nigger) – abwertend verwendet., bevorzugt für die „schwarze Bevölkerung“ verwendet man nero (englische Entsprechung black und im franz. noir).

Warum veröffentlichte Howard das Bildschirmfoto?

In seinem Facebook-Beitrag schrieb Howard am 16. Januar um 21:54 Uhr, dass er extrem enttäuscht und verletzt von einem seiner Lieblingsautoren sei. Er habe Prinzipien, die er für Brettspiele nicht verbiegen könne.

This message was shared with me. It is from one of my favorite designers period Daniele Tascini „T game“. I want you to know several things after you read this.

1. I don’t wake up looking for people to screw up. Im extremely disappointed and hurt like some of you may be.

2. He „regularly“ uses the N word around his African friends
-there are a small group of folks who sign off on this. If you know how the vast majority of black people with be either turned off or angry by the use of that word, just don’t use it. Don’t put yourself in danger. Plenty of words in the English language to use.

-If you want to use that word, you better not step outside with that energy…for your safety and your friends.

-African and African Americans can sometime contribute to the normalization of this derogatory term by allowing it to be said. Its even worse when they allow white people to think it’s cool.

I’m just deeply hurt by this. Some of my favorite games are designed by him. I have principles that I just can’t bend for board games. I will not cosign for this behavior. I don’t expect anyone to throw games out. This is meant to inform you. I’m angry inside, but I’m used to this as a 42 year old.. thats what’s most unfortunate. I can’t ESCAPE to a board game like some others can.Take care

Wie reagierte Tascini auf die Kritik an seinem Beitrag?

Diskussionen eskalieren im Internet bekanntlich schnell. Tascini kontaktierte Howard, auf welchem Weg ist unbekannt, und exklärte ihm, er sei kein Rassist. Ganz im Gegenteil: Sein Beitrag verurteile Rassisten. Howard aktualisiere daraufhin seinen Beitrag am 16. Januar um 23:05 Uhr und schrieb:

Update: Daniele has contacted me and explained his position that he is not a racist and his statements were to condemn racist. Some of his other explanations really don’t jive with me. Excusing Italian or Italy for their social norms is not how the world works. Also the example used is also not the move. Im still struggling with this, but I give him some credit for not reaching out to me in anger.

Sieben Minuten nach dem Update veröffentlichte Tascini am 16. Januar um 23:12 Uhr auf seiner privaten Facebook-Seite eine Entschuldigung in englischer Sprache. Darin schrieb er, sei schockiert, wie sich seine Worte auf Englisch ohne Kontext lesen (genaugenommen schreibt er „contest“, also Wettbewerb; gemeint ist aber sehr wahrscheinlich „context“, also Kontext). Tascini schreibt weiter, dass rassistische Aussagen und Äußerungen nicht zu ihm und nicht zu unserer Gesellschaft gehörten und dass jede Form von Rassismus verurteilt werden müsse.

My name is Daniele Tascini and I am deeply ashamed of what happened earlier today. I was especially shocked to see how my words read in English, after taken from a totally different contest and being translated from Italian. Racist statements and sentiments DO NOT BELONG TO ME and anywhere in our society, and particularly not in a hobby that celebrates diversity and embraces everyone regardless of race, culture, religion, or sexuality. ALL FORM OF RACISM MUST BE CONDEMNED! And I fight against it with any mean and everywhere I can! But I really apologize to everyone who has been hurt by my words. Expecially because they originally meant the total opposite of what they appear to be.

I also apologize to all fans of the games I have designed or co-designed, the publishers and others I have worked with. By my words, I have let you down. You should be able to expect more from me, and I realize now the hurt and damage I have caused.

We live in a time when the words we say are very important and the impact goes well beyond our personal sphere. As a prominent board game designer I have the responsibility to set an example by my words and actions. So even though I never meant to hurt anyone I have to take my responsability because it happened.

And I have to learn how to use my words when addressing the complex racial issue which impact our world to avoid missunderstanding, and not make such statements again.

My sincerest apologies. I ask for your forgiveness

Wiederum 22 Minuten später aktualisierte Howard seinen Beitrag erneut und schrieb am 16. Januar um 23:34 Uhr:

Update 2: the designer has made a statement on his behalf. You can read it and decide for yourself. I’ve read several apologies like this before. When words get caught up, you gotta save face a bit. I apologize YOU FEEL THAT WAY is often the route to take. I have to take this statement with a grain of salt at this point. I’ve had half Italian speakers go both ways on this and that validates most of my reaction. Just for clarity, I didn’t wake up at the ready to trash one of my favorite designer EVER!

Wie reagierten Verlage auf den Beitrag?

Einen Tag später, am Sonntag, 17. Januar, veröffentlichte Board&Dice um 11:33 Uhr auf seiner Faebook-Seite einen Link auf ein Statement, das auf den 16. Januar datiert ist. Der Verlag schrieb darin unter anderem, dass Tascinis Äußerungen rassistisch und seine Entschuldigung unzureichend seien. Der Verlag kündigte außerdem an, zukünftig keine Spiele mehr von Tascini zu veröffentlichen.

Unter dem Beitrag erschienen zahlreiche Kommentare. Aus diesem Grund veröffentlichte Board & Dice am 19. Januar, 00:36 Uhr, folgenden Kommentar unter dem Beitrag.

We understand that emotions are running high in the aftermath of these news. Feelings have been hurt by those affected by Tascini’s racist and sexist remarks [alle farbliche Hervorhebung durch die kulturgutspiel.de-Redakion], and the subsequent dismissal of the gravity of such words by his supporters. On the other hand, his supporters are dismayed to see Tascini accused of racism and sexism and feel the need to come to his support.

WE INVITE ALL TO PARTICIPATE IN CORDIAL DISCUSSION. WE WILL DELETE ALL POSTS WHICH ATTACK ANOTHER INDIVIDUAL OR WHICH USE LANGUAGE UNSUITABLE FOR MINORS.

As a publisher, we stand by our decision. It this causes some of you to no longer support us, while we are sad to see you go, we respect your decision. We also pledge to continue making great games in the future.

Der Kommentar wurde am gleichen Tag um 00:42 und 12:04 bearbeitet. Dabei wurde die Sexismus-Bezüge entfernt. Aktuell lautet der Kommentar wie folgt.

We understand that emotions are running high in the aftermath of these news. Feelings have been hurt by those affected by Daniele Tascini’s remarks, and the subsequent dismissal of the gravity of such words by his supporters. On the other hand, his supporters are dismayed to see Daniele Tascini accused of racism and feel the need to come to his support.

WE INVITE ALL TO PARTICIPATE IN CORDIAL DISCUSSION. WE WILL DELETE ALL POSTS WHICH ATTACK ANOTHER INDIVIDUAL OR WHICH USE LANGUAGE UNSUITABLE FOR MINORS.

As a publisher, we stand by our decision. It this causes some of you to no longer support us, while we are sad to see you go, we respect your decision. We also pledge to continue making great games in the future.

Am 19. Januar, 10:55, veröffentlichte auch Hans im Glück einen Facebook-Beitrag und verlinkte darin zu einem Statement auf der Verlagshomepage, das auf den 18. Januar datiert ist. Hier die Erklärung im Wortlaut.

Statement zu rassistischen Äußerungen
18.01.2021

Uns wurde eine Diskussion (stückweise) zugespielt, in der sich ein Autor der Marco Polo-Reihe (Daniele Tascini) rassistisch geäußert hat.

Wir wollen klarstellen, dass wir uns in keiner Weise damit identifizieren und distanzieren uns klar von dieser Aussage.

Es gibt keinen Grund, bestimmte Wörter zu nutzen. Alle Entschuldigungen dafür, dienen lediglich der Absicherung eigener, weißer Privilegien.

Wir alle sollten uns dem Zusammenhalt widmen und dies bedeutet auch, sich mit der eigenen Vergangenheit zu beschäftigen. Da haben wir, als weiße Europäer eine Schuldigkeit, derer wir uns klar sein müssen. Nur wenn wir dies akzeptieren, können wir eine faire Zukunft schaffen.
Die von Hr. Tascini versuchte Entschuldigung zeigt leider, dass diese Akzeptanz nicht vorliegt und er nicht verstanden hat/verstehen will, dass das Problem vom weißen Alltagsrassismus ausgeht.

Die Marco Polo-Reihe werden wir nicht weiter auflegen und alle bestehenden Bestellungen unserer Vertriebspartner (wir vertreiben unsere Spiele nicht selber) stornieren. Solange wir nicht das Gefühl haben (und dies von Daniele Tascini öffentlich gemacht wurde), dass hier wirkliche Einsicht, und eine ehrliche Entschuldigung vorliegt, werden wir daran auch nichts ändern. Ebenso werden wir natürlich keine neuen Projekte mit ihm verwirklichen.

Dafür möchten wir uns bei den Co-Autoren: Simone Luciani, dem Studio Giochi, sowie den HiG-internen Autoren, entschuldigen. Wir glauben, dass die Spiele selber keine anstößigen Inhalte haben. Wenn doch, so weist uns bitte darauf hin.

Daher bitten wir euch auch, die kleinen Händler -welche sowieso schon eine schwierige Zeit haben- nicht dafür zu bestrafen und Spiele dieser Reihe trotzdem zu kaufen.

Wir werden sämtliche Einnahmen die der Hans im Glück Verlag für diese Reihe ab jetzt bekommt, an eine oder mehrere Organisationen zu spenden, welche sich dem Thema Rassismus widmen.

Für welche Organisation wir uns entschieden haben, veröffentlichen wir in Kürze hier: https://www.hans-im-glueck.de/verlag/soziales-engagement.html

Für den Hans im Glück Verlag

Moritz Brunnhofer

Der Schwerkraft-Verlag, der in Deutschland das Spiel Teotihuacan vertreibt, hat sich bislang nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert. Auch unsere Presseanfrage blieb unbeantwortet. Frank Noack vom Verlag Giant Roc, der in Deutschland Tekhenu vertreibt, beantwortete unsere Anfrage dagegen.

Board&Dice sowie Hans im Glück haben sich von den Aussagen von Daniele Tascini distanziert. Plant Giant Roc das auch zu tun?
Frank Noack: Wir haben es schon getan, allerdings ohne da ein riesiges Brimborium drumherum zu machen, da wir bereits in der Vergangenheit sehr klare Statements zu den Themen Diversität und Black Lives Matter getätigt haben. Ganz speziell zum aktuellen Fall habe ich mich daher nur hier geäußert, was man durchaus auch als öffentliche Äußerung von Giant Roc verstehen kann:
https://www.spiele-offensive.de/index.php?cmd=forum&topic=13539&na=1&ni=1.

Dazu eine Anmerkung: Was ich in der allgemeinen „Berichterstattung“ zu dem Thema sehr komisch finde ist, dass überall berichtet wurde, die Zusammenarbeit mit Tascini wurde von den Verlagen jeweils beendet. Dabei hat jeder einzelne Verlag bisher sehr deutlich gemacht, dass man sich eine weitere Zusammenarbeit wünscht. Allerdings ist es dazu nötig, dass Herr Tascini sich glaubwürdig entschuldigt und einsichtig zeigt. Leider ist das bisher ausgeblieben, was mich ehrlich gesagt, am meisten gewundert hat.

Wird Tekhenu – Der Sonnenobelisk weiter bei Giant Roc erhältlich sein? 
Wir haben, wie auch Board and Dice, entsprechende Verträge, die uns auch verpflichten, diese Spiele weiterhin zu supporten und zu vermarkten, solange sie einen Markt haben. Von daher wird es die Spiele auch weiterhin im Sortiment von Giant Roc geben. Allerdings werden keine neuen Spiele bzw. Spielefamilien hinzukommen, bis sich Herr Tascini entsprechend einsichtig gezeigt hat und sich des tieferliegenden Problems seines Verhaltens bewußt ist, er sich aufrichtig entschuldigt hat und aktiv daran arbeitet, derartiges Verhalten nicht nur zu unterlassen, sondern auch zu bekämpfen. Als Spieleverlage wollen wir (Giant Roc, Board and Dice und vermutlich auch Hans im Glück) nunmal nicht mit Partnern zusammenarbeiten, die unsere Werte nicht teilen.

Wie hat der Rest der Spieleszene reagiert?

Zahlreiche Blogger, Spieler, Autoren und Branchengrößen haben sich zu dem Vorfall geäußert. Hier nur eine kleine Auswahl der Reaktionen.

Peer Sylvester veröffentlichte am 17. Januar den Artikel Rassismus und Spiele auf spielbar.com. Darin schreibt er unter anderem, dass es auch wichtig sei, latenten Alltagsresismus klar und öffentlich zu benennen.

Das betrifft insbesondere diejenigen mit großer Reichweite: Verlage, Jurymitglieder und Blogger/Youtuber/podcaster (die leider immer noch zu oft Mechanismen und Spielspaß über thematische Entgleisungen stellen), aber auch Autoren, die sich ihrer Rolle als Kulturschaffenden mehr bewusst sein müssen, als sie es jetzt vielleicht tun. Tascini ist bereits vorher dadurch aufgefallen, dass er sich über die komplizierten Schreibweisen Aztekischer Namen lustig machte und dass die Themen seiner Spiele untergegangene Kulturen nur als Spielplatz wahrnimmt, wo er sich beliebig austoben kann, ohne groß recherchieren oder Rücksicht nehmen zu müssen. Das hätte man auch vor den deutlicheren Entgleisungen schon einmal be- und anmerken können.

Der Spieleautor Eric M. Lang thematisiert in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite am 17. Januar um 18:14 den Aspekt „Cancel Culture“. Er schreibt unter anderem, dass Verlage ständig Beziehungen mit freien Mitarbeitern beendeten. Das sei eine geschäftliche Entscheidung, der man zustimmen könne oder nicht, je nachdem, was man für richtig halte.

Tascini - Eric M. Lang

Dominique Metzler, Geschäftsführerinn der Messe Spiel, zeigt sich auf Facebook irritiert. Sie schreibt in einem Beitrag am 20. Januar um 08:28 Uhr, dass sie persönlich sich nicht in eine Hetzjagd einreihen werde. Sie wolle außerdem nicht die Mitschuld tragen, ein Leben vollends ruiniert zu haben.

Tascini - Dominique Metzler

Das sieht auch Axel Bungert so. Er schreibt am 22. Januar im Artikel Rassismusvorwürfe gegen Daniele Tascini auf Reich der Spiele:

Hans im Glück hat ein lebhaftes Beispiel dafür gezeigt, wozu die Haltung gegen Rassismus nicht führen darf. Der gesellschaftliche Zusammenhalt was Rassismus und Gewaltverzicht angeht ist unbestritten und muss konsequent vertreten werden. Vordergründige Anschuldigungen, die zu Diffamierung und im Resultat damit zu Ausgrenzung führen, sind hingegen nicht nur abzulehnen, sondern konterkarieren Absicht und Sinn von sozialem Miteinander. Jeder, der sich im Netz äußert, muss sich über die Folgen und damit seiner Verantwortung im Klaren sein.

Der Spieltroll sieht das anders und veröffentlichte am 24. Januar auf seinem Blog den Artikel Rassismus und Spiele – Der Fall Tascini. Darin thematisiert er auch die Frage, ob man Werk und Autor trennen könne. In dem Artikel steht unter anderem:

Ich verstehe die Handlungsweise von Board & Dice und Hans im Glück sehr gut, denn wenn diese öffentlich Schweigen, so könnte ihnen dies als Zustimmung, Verharmlosung oder Duldung vorgeworfen werden. Sie kommen damit ihrer Verantwortung nach und ihre Reaktionen sind gerechtfertigt. Auch die Empörung und Kritik der Gamerszene ist vollends gerechtfertigt.

Hilko Drude beschäftigt sich im Artikel Die Spieleszene und ihr Umgang mit rassistischen Äußerungen, der am 26. Januar auf Du bist dran! erschien, allgemein mit dem Thema. Er schreibt, dass zwei Diskussionen vermischt würden, die aber getrennt betrachtet werden sollten. In der ersten Diskusion gehe es darum, was Rassismus ausmache, in der zweiten um die Frage, was wir tun sollten, wenn jemand durch Fehlverhalten auffalle.

Aber wäre es nicht hilfreicher, wenn der Verlag bereits in seinen Richtlinien für das Einsenden neuer Spielideen darauf hinweist, was er akzeptiert und was nicht? Vielleicht mit einem Literaturhinweis zum Thema struktureller Rassismus oder so (und das ist ja auch nur eins von mehreren Problemfeldern). Bisher gibt es hier nur Hinweise zur Originalität, zur Mechanik, zur Prototypengestaltung und zu rechtlichen Dingen zu lesen. Ich persönlich fände es jedenfalls schön, wenn wir mehr vorbeugend tätig wären, anstatt erst dann aufgeregt zu diskutieren, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Das gilt natürlich auch für andere Verlage. Und nicht nur für die, sondern auch für Spieler:innen und Medienschaffende.

Wie geht es weiter?

Das wissen wir nicht. Est die Zukunft wird zeigen, ob die – oben erwähnten – offenen Fragen beantwortet werden. Das gilt auch für viele weitere Fragen, zum Beispiel: Erscheinen in Zukunft neue Spiele von Tascini? Wenn ja, wann und bei welchem Verlag? Nehmen Verlage den Vorfall zum Anlass, sich endlich Gedanken über einen Verhaltenkodex zu machen? Ändern Autorinnen und Autoren, Verlage, Blogerinnen und Blogger und andere Personen aus der Branche durch den Fall Tascini ihr Verhalten? Und wenn nicht, was hat die Branche aus dem Fall gelernt?

Aktualisierungen am 27. Januar 2021
Ursprünglich stand im ersten Satz, dass dieser Artikel wahrscheinlich Lichtjahre zu spät komme. Da es sich bei Lichtjahren um eine Längen- und nicht um eine Zeiteinheit handelt, haben wir ihn umformuliert. Wir haben außerdem den Absatz zum Artikel auf „Du bist dran!“ eingefügt und im Absatz zum Spieltroll-Artikel den Hinweis ergänzt, dass der Spieltroll-Artikel sich auch mit der Frage beschäftigt, ob man Werk und Autor trennen könne.

Aktualisierung am 29. Januar 2021
Daniele Tascini hat am 29. Januar um 15 Uhr auf Facebook eine neue Entschuldigung veröffentlicht. Board&Dice hat die Entschuldigung am 29. Januar um 15:04 auf Facebook geteilt.

I’ve had a lot of time to think about what happened, and I’ve learned many things I wasn’t aware of. I’ve learned that my words and actions are part of the racial problem. Instead of trying to understand your point of view or listen to your words, I was more concerned with trying to explain why the white European view should win the argument. I’ve also learned that no matter what my intent is, the result of what I say or do can still cause harm to somebody. I didn’t mean to hurt you with my words, but I did, and for this I am sorry. I also didn’t want to reject or ignore you when I finally understood that I had hurt you, but I did, and for that I am sorry. I’m also sorry that I tried to make excuses for myself instead of just apologizing and making sure you are okay.I’ve also learned how being born and raised in a society dominated by male white European ideals, I was taught world history from this point of view. I grew up with the privilege of not being discriminated against for the colour of my skin, my gender, or other attributes. Because of this, many times I see my words or actions as ‘acceptable’ while they instead cause harm because of my insensitiveness.Racism has always been wrong. It doesn’t matter if something is just a little racist or very racist, it’s still racist.How many times have I made similar mistakes in the past? I don’t know, but probably many times. There is a saying: you don’t know what you don’t know. But I want to know. I want to learn and I want to change. I’ve said that I don’t see myself as racist. Today I also understand that I can’t just be satisfied being “not racist”. I want to be “anti-racist”.I know that I have a lot to learn and I apologize if I slip up and make mistakes along the way. I promise to educate myself, with the help of others. I want to be an active part of fighting against racism and other social issues. I want to learn from my mistakes and improve.Together with help from my friends at Board&Dice I have already started to learn about racial issues, Black Lives Matter, systemic racism, and will find ways that I can SHOW that I’m against racism, not just SAY it.“Words matter, but actions matter more.”

Aktualisierung am 5. Februar 2021
Daniele Tascini hat auf Facebook am 3. Februar um 16:20 Uhr angekündigt, dass er 15 Prozent der Tantieme, die er für sein nächstes Spiel Tabannusi: Builders of Ur erhalte, an eine Organisation spenden wolle, die People of Color unterstützt und für deren Rechte kämpft.

Following my statement last Friday, I would like to detail the first action I am going to take. In addition to my personal commitment to deepen my understanding of the issue in question and take a firm stance against racism, as my first official action, I will donate 15% of the royalties I will receive for my next project – Tabannusi: Builders of Ur – to an association supporting people of color and fighting for their rights . As I want to make an informed decision, and make the most impact with my donation, I am still analyzing the options found, and within a few weeks I will be able to announce the name(s) of the chosen association(s).

Aktualisierung am 8. Februar 2021
Hans im Glück hat am 8. Februar 2021 die Erklärung Marco Polo – Die schwarzen Würfel veröffentlicht. Darin äußert sich der Verlag zu den schwarzen Würfeln, die man bei Marco Polo kaufen kann. Dies könne laut Verlag die Assoziation hervorrufen, dass man schwarze Arbeiter kauft. Im Falle einer Neuauflage soll dies geändert werden.

Marco Polo – Die schwarzen Würfel

Wir wurden darauf hingewiesen, dass die schwarzen Würfel in Marco Polo ein Problem darstellen könnten. Vielen Dank schon mal dafür!

Würfel = Arbeiter -> Schwarze Würfel die wir teilweise kaufen -> Wir “kaufen” schwarze Arbeiter. 

Tatsächlich gab es schon in einem frühen Stadium des Spiels diese Joker-Würfel. Die wichtigste Eigenschaft dieser Würfel war jene, dass sie keiner anderen SpielerInnen-Farbe entsprechen. Dadurch werden sie spielmechanisch zu den stärksten Arbeitern/Würfeln. Zwar kaufen wir auch Würfel-Werte der anderen Farben, aber das Problem besteht durch das Kaufen der schwarzen Würfel. 

Wir nehmen an, dass im Prototypen einfach davon am meisten Würfel einer anderen (nicht-SpielerInnen) Farbe übrig waren. Nicht jeder Autor/jede Autorin hat einen unendlichen Vorrat an Material. 

Wir haben uns jedoch dafür entschieden, diese in der finalen Ausstattung (obwohl wir sehr sehr stark an den Spiel gearbeitet haben) zu übernehmen. Dafür wollen wir uns entschuldigen!

Das ist nicht richtig und wir werden, im Falle einer Neuauflage, dies natürlich ändern. Einfach neue Würfel anzubieten, funktioniert leider nicht, da die Symbolik mit anderen Elementen stark verwoben ist. 

Natürlich achten wir auch bei neuen Spielen nun noch stärker auf solche Verbindungen. 

Aktualisierung am 12. Februar 2021
Die Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) hat eine Pressemitteilung zu dem Thema veröffentlicht. Darin betont die SAZ, dass sie sich seit ihrer Gründung gegen jegliche Diskriminierung und für eine Kultur der Toleranz einsetze. Die SAZ wolle außerdem einen Codex für Respekt und Verantwortung erarbeiten.

SAZ: Klare Position gegen Rassismus und für Toleranz

In der letzten Zeit gab es gegenüber Spieleautor*innen (keine SAZ-Mitglieder) den Vorwurf rassistischer bzw. diskriminierender Äußerungen. Wir möchten hiermit unterstreichen, dass sich die Spiele-Autoren-Zunft schon seit ihrer Gründung gegen jegliche Diskriminierung und für eine Kultur der Toleranz einsetzt.

Der Vorstand der Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) hat daher 2018 auch die Initiative deutscher Spielejournalisten „Spielend für Toleranz – Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ unterstützt und damit klar gegen solche Tendenzen Stellung bezogen.

Eines der Hauptziele der SAZ ist seit ihren Anfängen, die Anerkennung von Spieleautor*innen zu verbessern. Hier sind wir ein gutes Stück vorangekommen und sehen uns nun auch in der Verantwortung – im Rahmen unserer Möglichkeiten –, gesellschaftlich Stellung zu beziehen und für mehr Achtsamkeit, z.B. bei sozialen und historischen Themen, zu sensibilisieren.

Wir haben deshalb beschlossen, eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen. Diese wird beauftragt, in den kommenden Monaten einen ersten Entwurf eines „Codex für Respekt und Verantwortung“ zu erarbeiten. Dieser Codex soll in der Spielebranche – nicht nur bei Spieleautor*innen – ein größeres Bewusstsein für Toleranz, Rassismus in allen Formen, Gleichberechtigung sowie für den sensiblen Umgang mit historischen und kulturellen Themen schaffen.

Aktualisierung am 24. April 2021
Die Rassismus-Diskussion hat auch Auswirkungen auf die Arbeit des Vereins Spiel des Jahres. Wir haben uns darüber mit Bernhard Löhlein unterhalten, dem Sprecher der Jury. Herausgekommen ist ein Interview über schwarze Würfel, weiße Jury-Mitglieder und Psychopathen.

Aktualisierung am 10. Mai 2021
Board&Dice hat auf der Unternehmenshomepage eine neue Mitteilung zum Fall Tascini veröffentlicht. Der Verlag erläutert darin den Stand der Dinge zu diversen Spielen von Tascini. Weiter heißt es in der Mitteilung unter anderem: „Wir möchten betonen, dass keine neuen Verträge mit Daniele Tascini unterzeichnet wurden, obwohl wir jetzt vorsichtig die Tür für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit mit ihm öffnen. Eine solche Zusammenarbeit wird davon abhängen, ob Daniele Tascini seinen Weg des Lernens und der Weiterbildung fortsetzt und eine deutliche Verhaltensänderung zeigt, die darauf hindeutet, dass er sich den gleichen Prinzipien wie wir verschrieben hat.“

Update on the situation with Daniele Tascini

In early January, reports surfaced of racist remarks (along with other insensitive or problematic statements) made by Daniele Tascini, a freelance game designer we have worked closely with for the past several years and also a dear friend of some years prior.

As soon as we became aware of his racist comments—before the situation escalated on social media—we reached out to Daniele, in private, to express our condemnation of his words. Both as a company and as individuals, we (Board&Dice and its employees) do not tolerate any form of racism, intended or not. (Further, we condemn all expressions of discrimination and bigotry, whether related to gender, gender identity and expression, sexual orientation, disability, physical appearance, body size, race, culture, ethnicity, age, or religion.)

With great disappointment we realized that Daniele initially did not fully understand the gravity and seriousness of his words and the very real harm and hurt that they would cause. We pleaded with him to make a strong public apology, acknowledging the racist nature of his words, while taking full responsibility for his actions and pledging to learn and improve. His initial attempt at an apology failed to acknowledge wrongdoing, being primarily aimed at providing context to his racist remarks. As a result, we informed Daniele that we would suspend all collaboration and work with him, effective immediately. We also issued a public statement announcing this action. (Read more …)

Even though our public statement may have left some questions unanswered, our communications with Daniele (in private) were clear: despite our friendship, for there to ever be a hope of salvaging our work relationship, real actions must be taken. While we have never publicly shared the nature of our many discussions with Daniele—despite repeat accusations from some onlookers that we had overreacted, taken words out of context, or failed to communicate adequately with Daniele himself—rest assured that we have been in close and frequent contact with him this whole time, both in January and during the months that followed. At our cost, we have provided thorough training for Daniele (the same training that every new employee at Board&Dice must undergo) covering topics of racism, diversity, inclusion, cultural respect, and other matters. We have also had numerous long discussions about why his words were wrong, why they caused offense, and why we do not tolerate any form of racism, intended or not.

No matter any apology issued by Daniele, any training undergone, or any assurances of changed behavior or newly awakened understanding—we recognize that we (Board&Dice and its employees) were not directly targeted by his racist statements, though we were disappointed that someone we work with (and would call a friend) would be guilty of outdated racist thinking.

For those offended, hurt, and harmed by Daniele’s words and actions—we hear you. We will never ask of you to forgive him. We will never ask of you to give him a second chance. We will never ask of you to welcome him back into the board game community. His words were racist. He failed to acknowledge wrongdoing and take ownership of his actions. We (Board&Dice, its employees, and Daniele) do not pretend to understand the gravity of the offense, hurt, and harm you suffered.

When the suspended relationship between Board&Dice and Daniele Tascini became public knowledge, a lot of questions arose: How would this impact availability or future support of previously published games involving Daniele as a designer (whether as the sole designer or as a co-designer)? What about the impending release of the third-and-final expansion for Teotihuacan (Teotihuacan: Expansion Period)? What about announced, but not yet released, games involving Daniele as a co-designer (Tabannusi: Builders of Ur)? What about the prospects of expansion content for recently released games involving Daniele as a co-designer (Tekhenu: Obelisk of the Sun)?

In our initial statement, we confirmed the following: “While we are under contractual obligation to continue to support previously released games designed by Mr. Tascini, we will not consider any future designs of his for publication.” What does this mean? What is the current status of all affected games?


In General

The aforementioned “contractual obligations” are a complex matter involving individual agreements with numerous publishing partners (localization partners or distribution partners) and designers (not just Daniele himself).

Teotihuacan: Expansion Period

This third-and-final expansion for Teotihuacan was already in production in early January. From the very beginning we made it clear that we would not cancel its release. This expansion has since then been released.

Teotihuacan: City of Gods, Late Preclassic Period, and Shadow of Xitle

We will continue to support (and keep in print) Teotihuacan and its expansions in both English and other languages (the latter as determined by the respective localization partners) for the duration of all established contracts, licenses, and agreements.

Tekhenu: Obelisk of the Sun

We will continue to support (and keep in print) Tekhenu in both English and other languages (the latter as determined by the respective localization partners) for the duration of all established contracts, licenses, and agreements.

Tabannusi: Builders of Ur

While this game was officially announced in August 2020, its final fate was uncertain for a long time, initially likely to be canceled. We have now made the decision to proceed with its release. Tabannusi will therefore be released in October 2021 as initially announced.

Tekhenu: Time of Seth

This unannounced expansion for Tekhenu, spear-headed by Dávid Turczi, will be released in October 2021.

What does this mean for the future?

Until further notice, this does not change anything. Any presently released or upcoming games and expansions are covered by contracts, licenses, and agreements established prior to 2021. We have not signed any new agreements with Daniele Tascini.

In the case of Tabannusi: Builders of Ur, we especially want to honor our agreement with David Spada, the originator of the game idea, though the final game is a co-design between him and Daniele Tascini.

In the case of Tekhenu: Time of Seth, we want to honor our agreements with Daniele Tascini and Dávid Turczi (being equal-parts co-designers of Tekhenu: Obelisk of the Sun), especially considering that this expansion was spear-headed by Dávid Turczi already in 2020 (though final art was not commissioned until more recently).

We want to stress that no new agreements have been signed with Daniele Tascini, although we are now guardedly opening the door for potential future collaborations with him. Any such collaborations will be dependent on Daniele’s continued path of learning and education, and a marked change in behavior indicative of subscribing to the same principles we do.

Although we may not make public every conversation we have with Daniele, and while he is free to share or not share his personal journey and actions taken, we want to make it clear that this should in no way be interpreted as us regretting or taking back our initial statement or condemnation of Daniele’s racist remarks. Even if we eventually choose to work with Daniele in the future, we are not saying that we definitely intend to do so. We are also not saying that we definitely never will either. We believe that everyone can (and does) make mistakes. Although we trust that Daniele’s (second) apology was sincere and are supportive of his actions, we are ultimately not the ones who Daniele should seek forgiveness from, nor do we believe that forgiveness is something that can be expected or earned. Only given the grace of those who were offended, hurt, and harmed by Daniele’s words and actions can forgiveness be received. Until such a time, even if it never comes, we will continue to support Daniele in his desire and efforts to learn and improve. We all have room to learn and to do better than we did yesterday, particularly when it comes to matters of race, equality, diversity, and inclusion.

Aktualisierung am 11. Mai 2021
Giant Roc wird die deutsche Version von Tabannusi veröffentlichen. Es ist ein neues Spiel von David Spada und Daniele Tascini mit einem Solo-Modus von Dávid Turczi und Nick Shaw. Mehr Informationen zum Projekt und Spiel gibt es in der Spieleschmiede.

21 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt finde ich, dass ihr aus meinem Beitrag zu dem Thema auch nur zwei Sätze herauspickt, die für sich alleine betrachtet eine etwas andere Sichtweise darstellen, wie ich sie in meinem Beitrag insgesamt dargelegt habe. Ich vertrete die Meinung das man die Spiele des Herrn Tascini eben nicht verurteilen sollte. Wenn die Aussagen so stimmen, wie sie dargestellt wurden und auch seine Entschuldigung so halbherzig bleibt, dann handeln die Verlage richtig. Sie haben gar keine andere Möglichkeit, wenn sie nicht selber Schaden nehmen wollen. Aber solange in den Spielen nichts rassistisches auftaucht, gibt es keinen Grund sie nicht zu spielen

  2. Liebes Kulturgutspiel Team,
    vielen Dank für den Artikel. Es ist schön, dass versucht wird an das Thema möglichst neutral heranzugehen, indem professionelle Übersetzer*innen kontaktiert wurden. Die sprachlichen Nuancen sind in solch einem Fall, wie im Artikel beschrieben, von großer Bedeutung. Was aber in der Berichterstattung völlig untergeht ist eine professionelle Einschätzung von Rassismusexpert*innen. Wie auch bei Sprachen/Übersetzungen gibt es Personen, die sich mit dem Thema Rassismus täglich auseinandersetzen und sich viel besser als wir Laien auskennen. Leider wird das meist vergessen, denn wenn man eine Sprache nicht versteht, fällt das sofort auf … anders bei Rassismus, wo es nicht offensichtlich ist, dass man kein oder nur ein sehr lückenhaftes Wissen darüber hat. Selbes gilt auch bei anderen Diskriminierungen. Es wäre also sehr schön, wenn die Redaktion den Artikel noch um Einschätzungen von Rassismusexpert*innen zu allen Aussagen von Tascini erweitern würde.
    Beste Grüße!

  3. In einer Diskussion über die Thematik an anderer Stelle wurde auf diesen Artikel verwiesen. Ich möchte meine Antwort darauf gerne per copy/paste hier einfügen weil ich sie als wichtig erachte. Ich passe den Text nicht weiter an dieses Format an. Sollte es wirken als sei das Geschriebene in einem anderen Kontext entstanden, ist das auch genau so. Aber unbekannter Kontext wird hier im Zweifel ja wohlwollend interpretiert. – Hesy

    ____
    Ich habe grad den Artikel gelesen und muss sagen, dass mich das sehr traurig macht. Die Überheblichkeit mit der Sebastian da ans Thema heran tritt kennt keine Grenzen. Das kann man so direkt in ein Seminar in Soziologie, Psychologie oder Erziehungswissenschaften geben und die Studenten die Schlagwörter White Priviligue, White Fragility und Derailing herausarbeiten lassen. Allein der Einleitungsabsatz in dem er erklärt warum er sich das Recht nimmt das N-Wort klar auszusprechen wirft uns grad wieder 20 Jahre zurück. Das alles verbunden mit der Phrase „kulturgutspiel“. Der letzte Nagel der an Spielamas Sarg gefehlt hat für mich.
    Ich kann nachvollziehen warum man denken könnte dass der Artikel gut sei. Er ist ordentlich geschrieben, benennt Quellen, bemüht sich um wissenschaftliche Objektivität. Aber das wars.
    Ich will niemanden vor den Kopf stoßen der den Artikel liest und dem zustimmen kann. Das ist im Grunde das Problem.
    Ich checke jetzt aber erst wie tief das Problem sitzt.
    Wir haben hier viel aufzuholen an Bildung was den Begriff „Rassismus“ und „Rassist“ betrifft.
    Ich muss mich jetzt auch aus dieser Diskussion ausklinken, weil ich grad merke, dass innerhalb der Spieleszene gar nicht die gemeinsame Basis für eine Diskussion besteht. Ich trage das jetzt lieber mit Aktivisten außerhalb der Brettspielszene weiter aus. Ich habe das Gefühl es ist leichter denen zu erklären wie die Brettspielszene aufgebaut ist als hier über Rassismus zu reden.
    Aber bevor ich mich jetzt hier nicht mehr weiter zu äußere, hier einfach noch mal ein paar niedrigschwellige Quellen die sich jeder mal angucken kann der sich bisher noch nie mit der Thematik beschäftigt hat und sich weiterbilden will.
    Robin Diangelo – Wir müssen über Rassismus reden
    Ibram X. Kendi – How to be Antiracist
    R Diangelo & Özlem Sensoy – Is everyone really equal?
    Tupoka Ogette – exit RACISM

    letzteres ist nicht das beste zu dem Thema, aber ist auch einfach als Hörbuch bei Spotify frei verfügbar.
    Dauert nur 4 Stunden. Also zwei Podcasts. Kann man einfach mal zwischendurch hören
    Und auch ein super Buch um das Jugendlichen zu schenken.
    Bitte schenkt das Jugendlichen. Oder dies Buch von Alice Hasters.
    Wenn ihr schon nicht verstehen wollt was Rassismus bedeutet, gebt wenigstens euren Kindern die Möglichkeit.

    1. Hallo Hesy,
      ich verstehe, wenn man eine Diskussion nicht weiterführen möchte, aber ich finde es extrem schade, dass du hier aussteigst, denn ich finde Sebastians Artikel ist einer der wenigen, der eine Basis zur Diskussion bietet und an dem du sicherlich ordentlich deine Argumente fest machen könntest.

      Was das Ganze mit SpieLama zutun hat, verstehe ich leider auch nicht 🙁

      1. Basis für eine Diskussion wäre gewesen, mit einem Betroffenen zu sprechen. Das ist leider nicht passiert. In dem Artikel wird auch nicht nur berichtet. Die Situation wird investigativ beurteilt. Die Frage nach korrekter Übersetzung, Kontext, zeitliche Einordnung…welchen Sinn hat das? Wird hier versucht festzustellen, ob es sich wirklich um eine rassistische Äußerung gehandelt hat? Welche Bedeutung hat der Kontext dazu?
        Konsens ist seit Jahrzehnten, dass das N-Wort nicht benutzt werden darf außer von Schwarzen selbst. Sogar im universitären Kontext wird das Wort nicht benutzt, wenn über entsprechende zeitliche Epochen gesprochen wird. Es gibt keinen Kontext in dem es akzeptabel ist. Kontext spielt keine Rolle. Nach dem Kontext zu fragen ist eine typische Relativierung von Rassismus. Sich selber beim Verfassen eines Artikels über diesen bestehenden Konsens hinwegzusetzen und in der Einleitung gleich drei Varianten des N-Wort zu nennen über die man sich aus journalistischen Zwecken das Recht heraus nimmt, diese im Artikel weiterhin zu benutzen, ist Relativierung und gelebter Rassismus. Das alles kann nicht dazu dienen, Klarheit zu schaffen ob hier ein rassistisches Verhalten vorlag. Denn dazu hätte man einen Betroffenen befragen müssen. Es stand niemals zur Debatte OB das ein rassistisches Verhalten von Tascini war. Es gab genug Stimmen italienischer Herkunft die das mehr als klar dargelegt haben. Das war jetzt vielleicht nur ein Kommentar zum ersten viertel des Artikels. Es geht ja so weiter. Die vermessene Bewertung der Situation aus der weißen, priviligierten Perspektive zieht sich durch den ganzen Rest. Teilweise wird aus Gründen journalistischer Objektivität Alltagsrassismus und rassistisches Verhalten kommentarlos und neutral zitiert und damit reproduziert. Mir fehlen wirklich die Worte. Lies mal bitte die neue Entschuldigung von Tascini zu dieser Situation. Daran ist erkennbar, dass er sich selber mit dem Thema in den letzten Wochen intensiv beschäftigt hat und dazu wichtige Erkenntnisse erlangt hat. Das fehlt hier komplett. Dieser Artikel hält die Position des weißen Privilegs sich defensiv und ablenkend über alles hinwegsetzen zu dürfen tapfer aufrecht.

        Spielama ist eine Plattform die von Sebastian Wenzel unterstützt wird. Das möchte ich nun nicht mehr. Es gibt genug Plattformen die solche Themen ordentlich behandeln.

        1. Das Problem ist halt, das SIE in Ihren Kommentaren ununterbrochen bestimmen was Rassismus ist und was nicht. Ihre Beiträge sind dermaßen anmaßend und voller Tatsachenbehauptungen, dass mir wirklich die Worte fehlen.

          1. Nein, das stimmt nicht. Ich bin als weißer Mann nicht in der Position zu bestimmen was Rassismus ist und was nicht.
            Ich stütze mich nur auf das was seit 50 Jahren Konsens in den Sozialwissenschaften ist die sich damit beschäftigen.

    2. Hallo Hesy,
      Sie sind nach Ihrer Ankündigung ja aus dem Forum ausgestiegen, trotzdem meine Antwort.

      In was für einer Gesellschaft leben wir, dass Sie sich so von oben herab über andere Leute äußern?
      Man bekommt die Meinung, Sie seien die oberste Instanz in Sachen „Rassismus“.
      Damit wird Ihre Glaubwürdigkeit ein „Experte“ in Sachen Rassismus zu sein direkt ad absurdum geführt!

      Meine Kinder müssen sicher nicht in tausenden Büchern nachlesen, was nach anderer Leute Meinung (heutzutage) „Rassismus“ ist!
      Sie werden in der Überzeugung erzogen, dass Menschen nicht in „Rassen“ unterteilt werden sondern jeder Mensch mit Anstand und Würde zu behandeln ist!

      1. Wir leben in einer Gesellschaft die von strukturellen Rassimus durchwachsen ist. Ich weiß nicht wie Sie zu der Meinung kommen ich sei die oberste Instanz in Sachen Rassismus. Ich bin auch kein Experte auf dem Gebiet. Muss man auch nicht sein. Die Basics sind sehr simpel.
        Das Problem ist halt, das WIR nicht bestimmen können was Rassismus ist und was nicht. Deswegen sollte es absolut selbstverständlich sein mit der Meinung anderer auseinanderzusetzen was heutzutage Rassismus ist. Im Grunde sogar dauerhaft. Es geht aber auch nie um tausende Bücher von „irgendwelchen“ fremden Menschen. Soziologen,Pädagogen und Erziehungswissenschaftler sind da eigentlich seit Jahrzehnten einer Meinung.
        Es ist auch fast unmöglich zu verstehen was rassistisches Handeln ist und was nicht, wenn man in einem System aufwächst, das von seiner Struktur her Rassismus täglich fördert. Wir wurden so sozialisiert.
        Ihr Vohaben, Ihre Kinder als farbenblind zu erziehen und dem Anliegen dass sie alle Menschen mit Anstand und Würde behandeln, ist gut gemeint. Dadurch wird Rassismus leider weiter täglich reproduziert und kein Rassismus abgebaut. Auch das ist ein Feld, zu dem in der Soziologie schon viel geforscht wurde und bei dem eigentlich schon Konsens besteht.
        Als nicht Betroffene haben wir nun mal jeden Tag das wundervolle Privileg, uns mit Rassismus auseinandersetzen zu DÜRFEN wenn wir wollen. Und wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir das auch nicht. Ich möchte Ihnen nichts unterstellen, aber ich habe das Gefühl, dass Sie sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt haben, sondern eine Vorstellung im Kopf haben was rassistisches Verhalten ist und was nicht. Wahrscheinlich bringen Sie das mit Nazis oder Menschen mit bösen Absichten in Verbindung. Aber Sie brauchen dazu nur ein mal die in den letzten Tagen viel besprochene Sendung im WDR anschauen. Alles ganz normale Menschen, die keine Rassisten sind und das Problem irgendwie nicht ganz nachvollziehen können. Genau wie der Artikel oben. Nur nicht ganz so journalistisch.

  4. Es ist lobenswert, dass Sie versuchen, alles, was passiert ist, so gut wie möglich zu rekonstruieren, um danach in der Lage zu sein, etwas dazu zu sagen. Ich persönlich bin schockiert darüber, wie die Unschuldsvermutung von vielen Internetnutzern außer Kraft gesetzt wird.

    Beginnen wir mit einer kleinen Ergänzung über Daniele Tascini: Aus meinen Quellen geht hervor, dass Tascini einen schwarzen Lebenspartner und viele schwarze Freunde hat.
    Diesen Aspekt nicht zu spezifizieren, scheint mir eine große Lücke zu sein, um den Zusammenhang besser zu verstehen.

    ****

    Die belastende Aussage von Tascini, die auf Facebook auftauchte, erschien laut dieser Quelle im Juni (sic!):

    https://www.facebook.com/lafustellarotante/posts/902178603656054

    „Es bezieht sich auf einen Beitrag von ihm im Juni unter einem Artikel. Es wurde gestern von einem anderen Benutzer abgeholt.“

    Tascinis ursprünglicher Beitrag wurde also wahrscheinlich im Juni geschrieben, während die weltweite Kontroverse am 16. Januar, also sieben Monate später, erschien.

    Ich habe versucht, die Leute von Fustella Rotante um mehr Informationen darüber zu bitten, aber sie haben mir noch nicht geantwortet. Ich gehe davon aus, dass der Artikel einer derjenigen ist, die von ihnen veröffentlicht wurden. Welche, ist mir allerdings nicht klar.

    Nicht nur Tascinis Beitrag scheint ohnehin von Facebook verschwunden zu sein, sondern auch die mit seinem Beitrag verlinkten (vorher und nachher), denn ich konnte nichts finden.

    Auf wen hat Tascini geantwortet, wer hat ihm geantwortet?

    ****

    Nach meinen Rekonstruktionen hat eine Person (oder mehrere) im Januar einen Screenshot des Beitrags gemacht (der Screenshot, den Sie sehen, ist immer derselbe, ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mehrere Variationen gab), aber nicht, wer im Juni mit ihm darüber diskutiert hat (sonst hätte er es wohl gleich im Juni gemacht), und ihn dann in die Welt geschickt (berühmte Rezensenten, Verlage usw.).

    In Italien erfuhren wir von den Vorwürfen aus dem englischsprachigen Raum, es war vorher in keiner Weise in den italienischen sozialen Medien aufgetaucht.

    Warum wollte eine Person einen Beitrag, der im Juni geschrieben wurde, mit Leuten teilen, die Englisch sprechen? Was wollte er erreichen? Warum hat er uns nicht auch den Posten vor Tascini gezeigt? Und warum hat er uns nicht die Antwort gezeigt, die er erhalten hat?

    Auf Twitter scheint die erste Person, die Tascinis Screenshot vorschlug, der folgende berühmte Rezensent gewesen zu sein:

    https://twitter.com/NoPunIncluded/status/1350459347856461833

    „Einer unserer italienischen Zuschauer hat uns auf diesen jetzt gelöschten Beitrag aufmerksam gemacht und ich möchte nur, dass eine andere italienische Person bestätigt, dass das, was ich lese, das ist, was ich lese und es vielleicht für andere übersetzt.“

    Tascinis Beitrag, am 16. Januar, als No Pun Included den Screenshot veröffentlichte, war nicht mehr auf Facebook zu sehen.

    Es ist interessant, wie sowohl No Pun Included als auch Rodney Smith behaupten, den Screenshot von einem Italiener erhalten zu haben:

    https://twitter.com/WatchItPlayed/status/1350831444357214209

    Die Frage, die mir in den Sinn kam, war: Wer ist dieser Italiener? Ist es immer derselbe? Ist er auch derjenige, der den Screenshot an die Verlage geschickt hat? Von wem haben die Verlage von diesem Tascini-Beitrag vom Juni erfahren?

    Ich habe sowohl No Pun Included als auch Rodney Smith gebeten, mir den Namen des betroffenen Italieners zu nennen, damit ich rekonstruieren kann, was passiert ist, aber sie haben noch nicht geantwortet. Warum reagieren sie nicht?

    ****

    Einen Text zu übersetzen heißt, ihn zu verraten. Das habe ich während meines Theologiestudiums an der Universität gelernt.
    Warum ist es so wichtig, Altgriechisch und Hebräisch zu studieren, um die Bibel besser interpretieren und verstehen zu können? Warum reicht es nicht aus, einfach eine Übersetzung in der aktuellen Sprache zu lesen (was in manchen amerikanischen Theologie-Fakultäten leider auch gemacht wird)?
    Die Antwort ist ganz einfach: Denn wenn man es richtig machen will, reicht eine beliebige Übersetzung nicht aus. Sie müssen den Text in der Originalsprache lesen und interpretieren. Stopp.

    Wenn wir über unseren Tascini-Text nachdenken, ist diese Lehre, die ich während meines Studiums erhalten habe, von erschreckender Gültigkeit. Die Begriffe negro im Italienischen, Neger im Deutschen und N-Wort im Englischen haben unterschiedliche Geschichten und Hintergründe, die schwer miteinander zu vergleichen sind, weil sie aus verschiedenen Sprachen, Kulturen, Literaturen, Realitäten stammen.

    Um die Bedeutung des Begriffs im Italienischen und seine Geschichte zu verstehen, ist eine der maßgeblichen Quellen die Accademia della Crusca:

    https://accademiadellacrusca.it/it/consulenza/nero-negro-e-di-colore/734

    Der Begriff ist, wie man so liest, im Italienischen problematisch. Daran gab es, glaube ich, keinen Zweifel. Die Frage ist, wie problematisch.

    Wenn Sie diesen Begriff im Italienischen neutral verwenden, gibt es dann ein Gesetz, das Strafen vorsieht? Die Antwort aus meinen Quellen lautet: Nein.

    Das erklärt auch, warum in Italien über diesen Beitrag nicht in den Medien berichtet wurde. Wir haben darüber gesprochen, seit die Vorwürfe auf Englisch erschienen sind.

    Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Sind die Mitglieder des „United Negro College Fund“ rassistisch, weil sie den Begriff „Negro“ verwenden? Die Antwort ist eindeutig nein.

    Tascini hat nie behauptet, den Begriff „negro“ zu verwenden, wenn er mit Schwarzen spricht, die diesen Begriff nicht verwenden und ihn nicht teilen. In seine Privatsphäre einzudringen und bestimmen zu wollen, was er in diesem Kontext, mit seinem Partner und seinen Freunden, zu tun hat, finde ich persönlich problematisch.

    Wir haben keine Ahnung, welche sozialen Regeln sie miteinander aufgestellt haben, aus welchem Grund, wer bestimmte Vorschläge gemacht und durchgesetzt hat.

    Wenn meine Schwester mich auf eine bestimmte Art und Weise anspricht, ist das eine Sache im Vergleich dazu, wenn ein Fremder mich auf genau dieselbe Art und Weise anspricht.

    Jedes Wort ist abhängig von dem Kontext, in dem es verwendet wird. My 2 cents.

    1. Kein weißer Mensch hat das Recht das N-Wort zu nutzen. Der Zeitpunkt ist irrelevant. Wann das festgestellt wird ist irrelevant. Wer das feststellt ist irrelevant. Der Kontext ist irrelevant.
      Es ist falsch zu denken, dass im Zuge der Globalisierung unterschiedliche Standards zwischen USA, Italien und Deutschlands diesbezüglich gelten. Aber falls wir noch eine unterschiedliche Bedeutung des N-Wortes in unserer Geschichte suchen wollen:
      Wir Europäer waren Sklavenhändler. Wir haben noch im 20. Jahrhundert Genozid an Schwarzen Völkern begangen. Wir haben dazu kurz vor dem ersten Weltkrieg Konzentrationslager und Tötungseinrichtungen gebaut. Das N-Wort ist ein konstruiertes Wort das Schwarze oft als letztes gehört haben bevor sie ermordet wurden. Das alles haben einige unserer Großväter noch erleben können. Italienische Soldaten haben sich Schwarze Frauen nach dem zweiten Weltkrieg in Afrika gekauft. Das N-Wort war auch dort gängig.
      Fragen wir doch mal unseren geschätzten Philosophen der Aufklärung wie es mit dem Begriff ist.
      „Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die gelben Indianer haben schon ein geringeres Talent. Die N-Wort sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften. […] Die N-Wort von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege.“
      Zitat von Immanuel Kant, zwei Wörter von mir aus Respekt vor der Sache durch „N-Wort“ ersetzt.
      Jedes europäische Volk hat dieses Wort immer in Situationen der Entmenschlichung und zur Rechtfertigung von Dominanz und Gräultaten genutzt. Auch Italien.
      Wenn jedes Wort also abhängig vom Kontext ist, denken Sie bitte einmal ernsthaft über diese Fragen nach:
      In welchen Kontext ist es in Ordnung, dass ein weißer Mensch das N-Wort benutzt?
      Was würden Sie Kindern sagen in welchem Kontext sie das N-Wort benutzen dürfen?
      Was würden Sie im Fernsehen dem Rest der Nation empfehlen in welchem Kontext es in Ordnung ist das N-Wort zu nutzen?
      Was würden Sie Schwarzen sagen in welchem Kontext es wichtig sei, dass sie respektieren, dass weiße das N-Wort benutzen?
      Warum verbrauchen Sie so viel Ihrer Energie damit etwas zu verteidigen mit dessen Bedeutung und Ursprung Sie sich noch nicht ernsthaft auseinandergesetzt haben?

      Bitte lesen Sie doch mal Tascinis aktuelles Statement zu dieser Situation. Er hat in den letzten Wochen offensichtlich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und daraus Erkenntnisse gezogen.

      1. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, alles so ausführlich zu erklären und zu kommentieren. Schade, dass es trotzdem nicht jeder versteht. Mir fehlen oft die Worte, um solche Argumente zu widerlegen und ich wünschte, ich könnte es so gut erklären wie du.

  5. Eine guter Versuch einer Zusammenfassung.
    Die Idee mit den Übersetzern war gut, such, dass ihr Tascini kontaktiert habt.

    Was mir noch gefallen hätte: Die Opferperspektive. Eine Einschätzung des Falls von jemandem, um den es hier geht.
    Die Amadeu Antonio Stiftung Beispielsweise. Vielleicht auch die Stiftung gegen Rassismus.

    Es ist ja spannend, was Verlage, Blogger, Redakteure und Geschäftsführerinnen sagen – aber was sagen Leute, für die Allragsrassismus Alltag ist?

    Mit der Perspektive wäre hier noch viel gewonnen worden.

    1. Eure Vorbemerkung finde ich genau wie Hesy absolut daneben und macht auch mich traurig.
      Es ist auch völlig irrelevant, mit wem jemand zusammen lebt.
      Kann die einfache Tatsache, dass es verletzende Wörter gibt, die anständige Menschen nicht öffentlich benutzen und deren Nutzung sie auch nicht öffentlich verteidigen sollten, nicht akzeptiert werden?
      Was wollt ihr bezwecken mit eurer Auflistung? Ich glaube mein Lesezeichen für diese Seite entferne ich jetzt lieber, hier herrscht ein seltsam selbstgefälliger Ton, da wird mir unbehaglich.

  6. Ich möchte noch eine letzte Bemerkung zu dem Begriff Alltagsrassismus machen.

    Ich sehe, dass es von Hans im Glück, Peer Sylvester und anderen verwendet wurde.

    Es gibt Beschwerden, dass Tascini diesen Alltagsrassismus nicht anerkennt.

    Auf Wikipedia (sic!) habe ich versucht zu verstehen, wie der Begriff im Englischen und Italienischen verwendet wird. Nun, es gibt keine entsprechende Seite in den anderen Sprachen (nur in Schwedisch).

    Sie werfen Tascini etwas vor (das er auf Italienisch geschrieben hat), indem Sie einen Begriff im Deutschen verwenden, den es im Italienischen nicht gibt, und Sie wundern sich, dass er das nicht versteht.

    Während meines Studiums habe ich diesen Mangel an Bewusstsein immer mit Erstaunen beobachtet. Die akademische Literatur geht von sehr unterschiedlichen Annahmen aus, je nachdem, ob wir Texte in englischer, deutscher oder italienischer Sprache betrachten.

    Der Begriff Alltagsrassismus scheint mir ein im Deutschen gut verankerter und verwendeter Begriff zu sein. Ich frage mich, inwieweit es in der englischen und italienischen Fachliteratur eine Übereinstimmung gibt. Es wäre notwendig, dieser Frage tiefer nachzugehen.

    Neugierig geworden, wollte ich noch einen Blick auf die Definition von Alltagsrassismus laut wikepedia werfen:

    „Alltagsrassismus ist ein assoziativer Begriff, der die soziale Praxis und die Denkschemata einer größeren sozialen Gruppe dann als rassistisch bewertet, wenn diese ein „Wir“ konstruiert und aus dieser Position die Andersartigkeit der Wertung „unserer“ Normalität gegenüber den „Anderen“ machtvoll äußert oder praktiziert, mit der Folge, dass die so Kategorisierten ausgeschlossen werden. Nach Siegfried Jäger müssen alle drei Faktoren vorliegen, um dieses alltägliche Verhalten als Rassismus zu bezeichnen.“

    Wenn ich diese Definition lese, fällt es mir schwer zu verstehen, warum sie mit Tascinis Fall in Verbindung gebracht wird.

    Tascini hat nie gesagt, dass er den Begriff „negro“ verwendet, wenn er mit Menschen spricht, die diesen Begriff nicht teilen.

    Der Schwerpunkt seiner Rede war, wenn wir den inkriminierten Text lesen, in keiner Weise, jemandem die Verwendung dieses Begriffs aufzuzwingen.

    Die Krux seiner Argumentation war: Jedes einzelne Wort hat eine andere Bedeutung, je nachdem, in welchem Kontext es vorkommt.

    Ist eine solche Aussage in irgendeiner Weise unhaltbar?

    Stimmt es nicht, was zum Beispiel auf dictionary.com berichtet wird?

    https://www.dictionary.com/browse/nigga

    „Nigga“ wird vor allem unter Afroamerikanern, aber auch unter anderen Minderheiten und Ethnien, in einer neutralen oder vertrauten Weise und als freundliche Anrede verwendet. Es ist auch in der Rap-Musik üblich. Nigga wird jedoch als extrem beleidigend empfunden, wenn es von Außenstehenden verwendet wird. Viele Menschen empfinden dieses Wort als ebenso beleidigend wie Nigger. Die Wörter Nigger und Nigga werden in bestimmten Dialekten gleich ausgesprochen, und so wurde behauptet, sie seien ein und dasselbe Wort.“

    Das war es, was Tascini betonen wollte. Selbst ein kompliziertes Wort kann je nach Kontext, Intention und Wahrnehmung der Anwesenden eine andere Bedeutung annehmen.

    Und gerade weil dies Tascinis Grundthese ist, verwendet er den italienischen Begriff normalerweise gar nicht (so steht es auch im inkriminierten Text).

    Tascini ist gegen Rassismus und ist sich bewusst, dass der Begriff „negro“ von vielen als problematisch empfunden wird und verwendet ihn deshalb normalerweise nicht.

    Hat in 7 Monaten (von dem Zeitpunkt, an dem dieser unglückliche Facebook-Post geschrieben wurde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Aufruhr begann) irgendjemand etwas bemerkt? Nein.

    Und warum nicht?

    Ist Alltagsrassismus wirklich das Problem?
    Oder befinden wir uns eher im Bereich des Phänomens der „Social Justice Warriors“?

    1. Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass du hier nicht nur Menschen den alltäglichen Rassismus absprichst, den sie ständig erfahren müssen, sondern gleichzeitig auch noch Menschen, die sich dagegen einsetzen und das Problem lösen wollen, beleidigst. Nur mal zum Begriff Social Justice Warrior: „Noch im 20. Jahrhundert wurde der Begriff überwiegend positiv genutzt, etwa seit 2011 ist er jedoch negativ konnotiert. In seiner negativen Konnotation wurde er ursprünglich vor allem von amerikanischen Rechten und der sogenannten Alt-Right verwendet, um Linke und Liberale zu verunglimpfen, wird jedoch zunehmend auch im Mainstream verwendet.“ Möchtest du wirklich Begriffe benutzen, die Rechten zugeordnet werden? Es beschämt mich, dass dieser Kommentar auch noch Zuspruch findet.

  7. Es ist wirklich bedrückend all diese wissenschaftlichen Ausführungen zu lesen.
    Gleichzeitig leben wir in einer Überflussgesellschaft auf Kosten derer, die wir hier vorgeben zu verteidigen!
    Man benutzt einen Post um sich in die hintersten Winkel der Gesinnung des Herrn Tascini vorzuarbeiten.
    Wer bei einer solch sezierenden Betrachtung frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein – aber nur dann.

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