Der Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles ist in Deutschland 2021 um vier Prozent gestiegen, nach unseren Berechnungen auf knapp 747 Millionen Euro. Der Gesamtmarkt für Spielwaren wuchs ebenfalls um vier Prozent. Das teilte der Branchenverband Spieleverlage mit.
In diesem Artikel dreht sich alles um den Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles im Jahr 2021. Details zum Umsatz mit Spielwaren findet ihr in unserem Artikel Umsatz mit Spielwaren in Deutschland 2021 um vier Prozent gestiegen.
Das Wachstum der Branche hat sich damit deutlich verlangsamt. Im Corona-Jahr 2020 ist der Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles noch um 21 Prozent gewachsen. Auch 2021 begann für die Spieleverlage positiv: Von Januar bis August stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent. Das Weihnachtsgeschäft verlief dann aber anscheinend sehr schlecht. Harald Schrapers, Vorsitzender des Vereins Spiel des Jahres, schreibt auf seinem Blog gamesweplay: „Die hohen Inzidenzen hatte sehr viele Menschen vernünftigerweise davon abgehalten, einen vorweihnachtlichen Einkaufbummel zu unternehmen. Stattdessen wurde sehr gezielt eingekauft, oftmals im Onlinehandel. Dadurch sind viele Impulskäufe gerade auch im Buch- und Drogeriehandel entfallen, der für den stationären Spieleverkauf schon seit Jahren eine zunehmend große Rolle spielt.“
Beliebte Klassiker und Dauerbrenner
Der Trend zu kooperativen Spielen setze sich laut den Verlagen 2021 weiter fort. Auch der Trend zu Zweier- und Escape-Spielen halte unvermindert an – das überrasche wenig, steige doch die Zahl der Single- oder Zweipersonenhaushalte von Jahr zu Jahr. Besonders gefragt seien 2021 erneut Kinderspiele, Kartenspiele und Reisespiele gewesen. Familien- und Erwachsenenspiele hätten ihr in den vergangenen Jahren stetig gewachsenes Niveau fast halten können. Im Aufwind befänden sich Krimi-Spiele. Hier erweiterten viele Verlage ihr Portfolio, von Detektivspielen bis zu Rätsel-, sowie Krimipuzzle. Gleichwohl hätten auch Klassiker und Dauerbrenner dem Markt in den vergangenen zwei Jahren entscheidende Impulse verliehen. „Neue Spiele, gerade in Einstiegslagen, sind oft auch Impulskäufe, wenn aber der stationäre Handel als Touchpoint fehlt, entscheiden sich die Kunden für das, was sie kennen“, sagt Hermann Hutter, Geschäftsführender Gesellschafter des Huch Verlages.
Störungen der Lieferketten
Die massive Störung der Lieferketten bekämen auch die Spieleverlage zu spüren. Rohstoffmangel auf dem Papiersektor, längere Produktionszeiten und vor allem Transportprobleme aufgrund fehlender Schiff- und Hafenkapazitäten belasteten das Geschäft. Die Explosion der Rohstoffpreise und Transportkosten werde sich in den Abgabepreisen für 2022 niederschlagen.
Die erneute Absage der Spielwarenmesse in Nürnberg führe dazu, dass es für die Verlage deutlich schwieriger werde, Neuheiten zu zeigen und sie in persönlichen Gesprächen zu erklären. Größere Sorgen bereitet auch die Restriktionen der Politik, unter denen der stationäre Fachhandel leide. „„Wir erwarten eine schnelle Aufhebung der restriktiven Maßnahmen und wirkungsvolle Unterstützung, insbesondere für den Innenstadthandel, der trotz sicheren Einkaufens ein Sonderopfer in der Pandemie erbringen muss“, sagt Huter, der ebenfalls Vizepräsident des Handelsverband Deutschland HDE ist.
Die Branche rechnet damit, dass der Markt für Spiele und Puzzles 2022 moderat wachsen wird.
Umsatzmeldungen von Asmodee und Hutter Tradee und Ravensburger
Neben dem Branchenverband Spieleverlage haben auch Asmodee, Hutter Trade und Ravensburger Umsatzzahlen für 2021 veröffentlicht.
Asmodee Deutschland hat den Umsatz 2021 laut eigenen Angaben um 32 Prozent gesteigert. Das sei das beste Ergebnis der bisherigen Firmengeschichte. Das Wachstum sei zurückzuführen auf bekannte Spiele wie Zug um Zug, Dixit, Just One oder Dobble, aber auch auf neue Spiele wie Dune Imperium oder Descent: Legenden der Finsternis. Zusätzlich habe Asmodee von Paleo (Kennerspiel des Jahres 2021), Zombie Teenz Evolution (Spiel des Jahres Nominierung) sowie Fabelwelten und Mia London (beide Kinderspiel des Jahres Nominierung) profitiert Neben den Herausforderungen der weltweiten Lieferketten habe auch die Corona-Pandemie großen Einfluss auf Asmodee gehabt. Asmodee hatte sich 2021 früh gegen eine Teilnahme an physischen Veranstaltungen entschieden. Doch dank verschiedener digitaler Events habe Asmodee auch 2021 den Kontakt zu den Händlern, Medien und Spieler aufrechterhalten und ausbauen können. Asmodee Deutschland konnte 2021 neue Unternehmen in der Familie, der Group, sowie Vertriebspartnerschaften begrüßen. Asmodee vertreibt seit 2021 die Spiele des PD Verlags und von Strohmann Games. Auch Plan B wurde im vergangenen Jahr Teil der Asmodee Familie. Azul, das Asmodee 2021 in den Vertrieb aufnahm habe im ersten Jahr direkt in die Top-Zehn des Vertriebs rücken können. Auf das neue Jahr blickt Asmodee sehr optimistisch. „Wir sind gut aufgestellt und konnten schon im ersten Monat viele gute Impulse setzen. Vor allem haben wir jetzt schon einige neue starke Partnerschaften eingehen können, die dieses Jahr starten“, erklärt Geschäftsführer Fischer. So ist Lookout Spiele nun auch in Deutschland Teil des Asmodee Vertriebsnetzes mit Spielen wie Patchwork, Agricola oder Isle of Skye. Hinzu komme eine Vertriebskooperation mit Spielworxx, die alle deutschen Titel des Verlags Ledergames beinhaltet. So werde Asmodee 2021 Oath und Root ins Sortiment aufnehmen. Auch erschließe Asmodee 2022 neue Sortiment-Bereiche, wie Puzzle oder Rollenspiele und baue sein Angebot auf dem Weg zur One-Stop-Solution weiter aus. Gleichzeitig würde auch das Sortiment für Kinderspiele deutlich erweitert und eine langfristige Partnerschaft mit der Marke Toggo Toys von Super RTL etabliert, die fünf Asmodee Titel aufnimmt und bewirbt.
Die Vertriebsgesellschaft Hutter Trade hat ihren Umsatz 2021 laut eigenen Angaben um 14 Prozent gesteigert. Hutter Trade bündelt seit 2004 nationale und internationale Marken zum Vertrieb in Deutschland, Österreich und Schweiz, unter anderem Spiele von Huch!, Iello, Gmeiner und Megableu, aber auch Puzzles von Heye sowie Puzzles, Spiele und Kreativ-Sets von Auzou.
Die Ravensburger Gruppe hat ihren Umsatz 2021 um etwa ein Prozent von 632 auf 636 Millionen Euro erhöht. Das teilte das Unternehmen mit. Im Vorjahr sei der Umsatz noch um mehr als zwanzig Prozent gestiegen. In Deutschland sei der Umsatz nur leicht gestiegen, in wichtigen Auslandsmärkten wie Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Skandinavien deutlich. Besonders gefragt seien Puzzles mit einem Umsatzwachstum von fünf Prozent, die „Malen nach Zahlen“-Reihe und das Kugelbahnsystem „GraviTrax“ gewesen. Von der Audio-Mystery-Spielreihe echoes seien in vier Monaten 170.000 Exemplare verkauft worden. Die 2020 wegen Corona sprunghaft gestiegene Nachfrage habe die Ravensburger Fertigung und Logistik an ihre Kapazitätsgrenze gebracht. In seinem zweitgrößten Absatzmarkt, den USA, habe Ravensburger außerdem weniger Ware ausgeliefert als geplant. Dort fusioniere das Unternehmen mehrere Logistikstandorte und sei zudem mit globalen Transportengpässen konfrontiert gewesen. In Ravensburg habe das Unternehmen 2021 neue Produktionsanlagen gebaut und seine Logistikflächen erweiter. Am Produktionsstandort Polička, Tschechien, habe das Unternehmen einen Erweiterungsbau gebaut und weitere Fertigungsanlagen angeschafft. In China und Polen habe Ravensburger 2020 und 2021 eigene Niederlassungen gegründet. In naher Zukunft wolle das Unternehmen außerdem verstärkt in nachhaltiges Wirtschaften investieren. Die wichtigsten Ziele seien klimaneutrale Betriebe ab 2023 und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes entlang der gesamten Lieferkette bis 2030.