Design: Taskforce: Saving Antiquities

Taskforce – Saving Antiquities: Kulturgut Spiel wirbt für Kulturgutschutz

Das Brettspiel Taskforce – Saving Antiquities soll zeigen, wie wichtig es ist, Kulturgüter zu schützen. Die Macherinnen und Macher wollen damit auch Menschen außerhalb ihrer Blase begeistern. Ob ihnen das gelingen wird, ist fraglich.


April, 2019: Notre-Dame brennt. Flammen knistern. Dachbalken krachen. Feuerwehrfrauen schwitzen. Hitze, Rauch und Ruß zerstören die Kathedrale des Erzbistums Paris. Nach dem Brand beginnt der Wiederaufbau. Im Jahr 2024 soll er beendet sein. Nicht alle beschädigten Kulturgüter werden so schnell restauriert. Das dürfte zum Beispiel für zahlreiche Kirchen, Museen und Theater in der Ukraine gelten. Der russische Angriffskrieg hat bisher 499 Kulturgüter in dem Land beschädigt oder zerstört. Das schreibt das ukrainische Ministerium für Kultur und Informationspolitik in einer Datenbank. Dabei gilt wie immer im Krieg: Angaben durch offizielle Stellen können nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

„Spiel vermittelt Inhalte und macht Spaß“

Wie wichtig es ist, Kulturgüter zu schützen, wollen seit Mai mehrere Forschungs- und Bildungseinrichtungen mit einem Brettspiel vermitteln. „Wir möchten zeigen, wie relevant Altertumswissenschaften für den Erhalt unseres kulturellen Erbes sind. Dafür haben wir ein Format entwickelt, dass nicht nur wissenschaftliche Inhalte vermittelt, sondern auch Spaß macht“, sagt Projektleiterin Dr. Henrike Simon von der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit Format meint sie das Brettspiel Taskforce – Saving Antiquities.

Das kooperative Spiel dauert 90 bis 120 Minuten und ist für bis zu neun Personen ab zwölf Jahren. Unsere Aufgabe ist es, Rätsel zu lösen, denn neben Flammen und Kriegen bedrohen auch Plünderungen, Diebstahl oder Schmuggel Kulturgüter. Eine Sammlerin will einem Museum ein Relief als Leihgabe überlassen. Woher stammt es? Am Flughafen wird eine goldene Krone gefunden. Ist sie echt? Um die Fälle aufzuklären, bewegen wir Figuren an Orte wie Kommissariat, Universität oder Archiv. Dort erhalten wir Hinweise, die wir entschlüsseln müssen, auch mit Hilfe des Internets. All das kostet Aktionspunkte. Helferkarten erleichtern unsere Suche, Strafkarten erschweren sie.

„Spielerischer Blick hinter die Kulissen“

„Unser Gesellschaftsspiel bietet so spielerisch einen Blick hinter die Kulissen: Wer engagiert sich für den Schutz von Kulturgut? Welche Kompetenzen sind notwendig, wenn die Echtheit eines Objekts geprüft werden muss? Wer recherchiert die Objektgeschichte? Und wer arbeitet eigentlich mit wem, wann und warum zusammen”, schreiben die Macherinnen und Macher auf der Homepage zum Spiel. Dort kann man sich das Spiel zum Ausdrucken kostenlos herunterladen. Alternativ lässt es sich über Gamecrafter für 96,99 US-Dollar bestellen.

Im Mai wurde das Spiel offiziell vorgestellt. Während einer Diskussion auf der Veranstaltung ging es auch um die Frage, wie die Kulturwissenschaften mehr Menschen erreichen könnten. Professor Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, sagte: „Die Idee, mit einem Spiel jungen Menschen einen niedrigschwelligen und spannenden Zugang zu den komplexen Themen Antikenhandel und Kulturgutschutz zu ermöglichen, finde ich großartig.“ Man will aus dem akademischen Elfenbeinturm herauskommen. Ob das mit dem Brettspiel Taskforce – Saving Antiquities gelingt, wird abzuwarten sein. Der Trailer zum Spiel erzielte auf YouTube bisher 510 Aufrufe. Bei Gamecrafter haben es weniger als hundert Personen gekauft. Nach einem Erfolg außerhalb der eigenen Blase sehen diese Zahlen noch nicht aus.

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Saving Antiquities
Das Projekt Saving Antiquities will zeigen, wie wichtig der Schutz von Kulturgut ist und welche Personen dabei wie zusammenwirken. Ein besonderes Anliegend der Beteiligten ist es, die Rolle der Altertumswissenschaften für den Schutz und Erhalt antiker Objekte zu verdeutlichen. An dem Projekt beteiligt sind Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kulturgutschutz, Game Design und Wissenschaftskommunikation. Sie sind von der Humboldt-Universität zu Berlin, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Ägyptische Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Im Fokus des Projektes steht das Brettspiel Taskforce – Saving Antiquities. Die Volkswagenstiftung förderte das Projekt im Programm „Weltwissen. Strukturelle Förderung Kleiner Fächer“ (Förderlinie 2: Wissenschaftskommunikation) mit knapp 100.000 Euro.

Kulturgut
Es gibt zahlreiche Definitionen des Begriffs Kulturgut. Laut Duden handelt es sich dabei um etwas, das als kultureller Wert Bestand hat und bewahrt wird. Das können Dinge zum Anfassen sein wie Münzen, Kirchen oder Denkmäler. Es gibt auch immaterielle Kulturgüter wie Tänze, Lieder oder Spiele. Das Kartenspiel Skat steht zum Beispiel seit 2016 im bundesweiten Verzeichnis “Immaterielles Kulturerbe”. Die Macherinnen und Macher des Spiels Saving Antiquity verweisen im Glosar auf ihrer Homepage auf das UNESCO-Übereinkommen von 1970. Laut diesem bezeichne „Kulturgut Objekte, die von Staaten aus religiösen oder weltlichen Gründen als archäologisch, historisch, literarisch, künstlerisch oder wissenschaftlich bedeutsam eingestuft werden.“ Weiter heißt es: „Darunter finden sich unter anderem Objekte aus archäologischen Grabungen, Objekte von paläontologischem oder ethnologischem Interesse, Teile künstlerischer und historischer Denkmäler und über hundert Jahre alte Inschriften, Münzen und gravierte Siegel.“

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