Seit dreißig Jahren begeistert Catan Menschen auf der ganzen Welt. Zum Jubiläum haben wir Benjamin Teuber dreißig Fragen gestellt – über Raubkopien, den Film zum Spiel und seinen Vater, den Erfinder von Catan.
Catan erschien 1995. Klaus Teuber entwickelte es in seiner Freizeit, hauptberuflich arbeitete er damals als Zahntechniker. Sein Sohn Benjamin stieg 2010 ins Familienunternehmen ein. Er leitet seit dem Tod von Klaus Teuber die Catan GmbH mit seinem Bruder Guido.
1. Welche Frage zu Catan kannst Du nicht mehr hören?
Warum der Wechsel von Holz auf Kunststoff?
Ursprünglich wurde das Spiel mit Holzfiguren ausgeliefert. Ab 2003 erfolgte die Umstellung auf Plastik.
2. War das eine der wenigen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre?
Der Wechsel war umstritten. Ob es ein Fehler war, hängt davon ab, wen man fragt. Kunststoff galt damals als Fortschritt, als etwas, das dem Spiel mehr Ausdruck verleiht. „Fantasie wird lebendig“ lautete unser Motto. Das kam sehr gut an.
Was wir unterschätzt haben, war die emotionale Bindung vieler Spielerinnen und Spieler an die Holzteile – die Nostalgie, die da mitschwingt. Heute ist die Entscheidung zwischen Holz und Kunststoff eine Generationenfrage: Wer mit Kunststoff aufgewachsen ist, findet die Figuren detailreicher und schöner, für andere gehört Holz einfach dazu.

3. Warum wird Catan nach dreißig Jahren immer noch gespielt?
Ernten, Handeln und Bauen sind archaische Dinge, die Menschen heute genauso ansprechen wie vor dreißig Jahren. Catan bietet hohe Interaktion und wenig Leerlauf. Es besitzt eine gute Mischung aus Glück und Strategie. Das spricht viele Personen an. Auch die soziale Komponente ist wichtig. Der variable Aufbau und die Erweiterbarkeit bringen zusätzliche Abwechslung.
4. Wie hält man eine Marke wie Catan frisch ohne sie zu verwässern?
Es ist eine Gratwanderung: Man muss mit der Zeit gehen und gleichzeitig den Markenkern bewahren.
5. Was heißt das konkret?
Anfangs gab es kaum Vorgaben. In Japan sah die Schachtel anders aus als in Deutschland, in Deutschland anders als in den USA. Im Jahr 2015 haben wir uns entschieden, die Marke weltweit zu vereinheitlichen. Das war ein riesiger Schritt. Michael Menzel gab dem Spiel ein modernes Erscheinungsbild. Zum dreißigsten Geburtstag haben wir die Illustrationen erneut überarbeitet. Quentin Regnes gestaltete die Schachtel, Eric Hibbeler die Spielmaterialien. Beide haben Catan in die heutige Zeit geholt, ohne den Wiedererkennungswert zu verlieren. Noch heute leuchtet die gelbe Sonne vor dem roten Hintergrund.

Die Regeln gehören ebenfalls zum Markenkern. Zum Glück mussten wir sie nie ändern. Einzige Ausnahme: Bei der Erweiterung für fünf bis sechs Personen haben wir die außerordentliche Bauphase verbessert. Früher durften alle Personen in dieser Phase bauen. Jetzt darf das nur noch eine Person. Das macht das Spiel schneller und übersichtlicher.
Zur Markenpflege gehört auch, immer wieder neue Geschichten zu erzählen – thematisch wie spielerisch. Ein Beispiel dafür ist Catan – Neue Energien. Wir haben das Spiel nicht veröffentlicht, um ein neues Spiel abzuliefern, sondern weil wir das Thema spannend finden und es gut in die Catan-Welt passt.
Dieses Jahr freuen wir uns auf den Weltrekordversuch auf der Spiel 2025 in Essen. Wir wollen mit 1.200 Menschen gleichzeitig Catan spielen. Solche Veranstaltungen halten die Marke lebendig. Sie zeigen, dass Catan nicht nur gespielt, sondern erlebt wird.
6. Hat sich die Zielgruppe im Laufe der Jahre verändert?
Wir haben einen immer wiederkehrenden Kreislauf: Anfangs spielten in Deutschland vor allem Studentinnen und Studenten Catan. Die Begeisterung schwappte schnell über in Familien, die es mit ihren Kindern spielten. Wenn die Kinder später studieren, spielen sie es wieder. Heute haben viele Menschen Catan zu Hause. Es gilt als moderner Klassiker. Die Zielgruppe ist breiter und generationenübergreifend: Eltern spielen mit ihren Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln.
In Ländern, in denen Catan später auf den Markt kam, ist die Entwicklung zum Teil vergleichbar – nur zeitversetzt. In den USA begann die Catan-Begeisterung in der Tech- und Startup-Szene, vor allem im Silicon Valley. Es folgten Schauspielerinnen und Sportler, dann die Familien.
Mayfair veröffentlichte The Settlers of Catan 1996 in den USA. Anders als in Deutschland startete der Verkauf schleppend. Der Artikel „Monopoly Killer: Perfect German Board Game Redefines Genre“ in der Zeitschrift Wired brachte 2009 die Wende. In der Folge offenbarten sich viele Prominente als Catan-Fans.
7. Warum ist Catan ausgerechnet im Silicon Valley so beliebt?
Linkedin-Mitbegründer Reid Hoffman erzählte, dass er Catan bei Bewerbungsgesprächen einsetze. Er wolle sehen, wie Menschen denken, verhandeln und miteinander umgehen. Das schlug damals Wellen, unter anderem berichtete das Wall Street Journal. Catan war plötzlich das neue Golf. Statt auf dem Golfplatz wurde bei Pizza und Catan über Geschäfte gesprochen.
8. Welche berühmten Spielerinnen und -Spieler gibt es noch?
Neben Tech-Größen wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg lieben auch Hollywood-Stars Catan. Schauspielerin Kristen Bell und ihr Mann Dax Shepard spielten 2017 nach der Verleihung der Golden-Globes lieber Catan, statt auf Partys zu gehen. Auch in der Popkultur ist das Spiel angekommen. Es taucht in Serien wie „The Big Bang Theory“ oder „South Park“ auf.
In den vergangenen 30 Jahren wurden weltweit über 45 Millionen Exemplare von Catan und seinen Erweiterungen verkauft, davon 8 Millionen in Deutschland. Gemessen an der Einwohnerzahl wurden in Europa die meisten Exemplare in den Niederlanden abgesetzt. Der wichtigste Markt sind inzwischen die USA.
9. Es gibt immer noch Regionen ohne lokale Ausgaben. Warum?
Catan gibt es in mehr als 45 Sprachen. Durch Englisch oder Spanisch decken wir viele Regionen ab. Beide Sprachen werden in vielen Ländern, gesprochen, teilweise auf ganzen Kontinenten. Das erklärt, warum Catan in mehr als hundert Ländern gespielt wird.
Warum es Catan in manchen Ländern nicht gibt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Oft liegt es an einer Kombination aus sprachlicher Vielfalt, rechtlichen Hürden und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Ein Beispiel dafür ist Indien: In Indien gibt es Catan, aber das Spiel ist mit seiner Originalausgabe nicht so präsent, wie wir es uns wünschen. Indien ist ein großer, aber auch komplexer Markt. Schon die Frage, in welcher Sprache man Catan dort veröffentlicht, ist schwer zu beantworten: Hindi, Tamil oder doch Englisch? Hinzu kommen Unterschiede im Kaufkraftniveau und rechtliche Besonderheiten, die den Markenschutz erschweren. Wir sehen an den Top-100-Platzierungen bei Amazon, dass Catan in Indien durchaus gekauft wird. Manchmal sind wir sogar dreimal mit Catan in den Top 100 vertreten, leider nicht mit dem Originalspiel, sondern mit Fälschungen. Diese haben eine so mangelhafte Qualität, dass es der Marke schadet.
Und dann gibt es Länder, in denen ein Markteintritt unmöglich oder unrealistisch ist, zum Beispiel Nordkorea.
Egal ob digital oder analog: Die Marke Catan ist weltweit urheber- und markenrechtlich geschützt. Bis 2015 spielten Fälschungen kaum eine Rolle. Dann brachen plötzlich die Verkäufe ein. Gleichzeitig häuften sich negative Kundenbewertungen. Auslöser war eine wachsende Zahl von Fälschungen.
10. Ist Produktpiraterie nur in Indien ein Problem?
Nein, leider nicht. Brettspiele lassen sich leicht kopieren. Sie bestehen meist nur aus Pappe, Holz oder Kunststoff. Der erste große Fall ist uns vor einigen Jahren aufgefallen. Damals entdeckte ein amerikanischer Zollbeamter tausend gefälschte Catan-Spiele aus China, obwohl auf der Verpackung „Made in USA“ stand. Die Fälschungen wurden weltweit verschickt. Sie waren so gut, dass sie auf den ersten Blick wie Originale aussahen. Das war für uns ein Problem wegen der Verletzung geistigen Eigentums. Außerdem erkannten viele Personen nicht, dass es sich um Raubkopien handelte. Sie waren sauer, denn die Qualität der Kopien war nicht so gut wie die der Originale.
11. Wie habt ihr das Problem gelöst?
Es ist nicht effizient, rechtlich gegen Fälscher vorzugehen – vor allem bei Fälschungen aus dem Ausland. Dort schlägt man sprichwörtlich einen Kopf der Hydra ab und drei neue wachsen nach. Stattdessen setzen wir heute auf technische Hilfsmittel. Es gibt Unternehmen, die sich auf den Kampf gegen Produktpiraterie spezialisiert haben. Ihre Programme finden automatisch verdächtige Angebote im Netz, etwa wenn Catan nur 15 Euro kostet.

Catan Studio ist eine Tochtergesellschaft von Asmodée. Das Unternehmen veröffentlicht alle englischsprachigen Catan-Spiele. Um Produktpiraten zu bekämpfen, arbeitet Catan Studio unter anderem mit dem Softwareunternehmen Red Points zusammen. Von 2015 bis 2020 wurden laut Red Points fast eine Viertelmillion gefälschter Spiele aus dem Verkehr gezogen und ein Schaden von über sieben Millionen US-Dollar verhindert.
12. Wenn Menschen heute das Original kaufen, greifen sie zum Grundspiel? Oder verkauft ihr eher Erweiterungen?
Egal wie viele Erweiterungen oder neue Versionen auf den Markt kommen: Am Ende des Tages ist es immer wieder die klassische rote Schachtel, die den Ton angibt. Das Grundspiel verkauft sich nach wie vor auf hohem Niveau. Wir haben in den vergangenen Jahren sogar ein leichtes Wachstum bei den Absatzzahlen gesehen.
13. Wie soll sich Catan in den kommenden dreißig Jahren entwickeln?
Mein Herzenswunsch wäre, dass Catan in dreißig Jahren weiter als moderner Klassiker in den Regalen steht. Dass Menschen sagen: Das Spiel kenne ich von früher – das macht immer noch Spaß. Persönlich hoffe ich, dass ich in dreißig Jahren noch kreativ genug bin, um neue Ideen für Catan einbringen zu können.
14. Von Monopoly gibt es unzählige Lizenz-Ausgaben, von Catan nicht. Weshalb?
Das liegt daran, dass wir sehr bewusst mit der Marke umgehen. Es geht nicht darum, möglichst viele Varianten auf den Markt zu bringen. Wir veröffentlichen nur eine Lizenzversion, wenn sie zur Welt und zum Geist von Catan passt. Das Spiel steht für friedliches Entdecken, gemeinsames Siedeln und strategisches Denken.
15. Warum dann Catan – A Game of Thrones? Die Serie ist für Gewalt und Intrigen bekannt.
Richtig, aber in A Game of Thrones arbeiten Menschen jenseits der Mauer zusammen, um eine Bedrohung abzuwehren. Diese Geschichte passt zu Catan. Ein anderes Beispiel ist Star Trek. Wir haben uns bewusst für diese Lizenz entschieden. Die Erforschung neuer Welten, das friedliche Miteinander und der moralische Hintergrund passen zu uns. Star Wars wäre die stärkere Lizenz gewesen, aber thematisch zu kämpferisch.

16. Catan gibt es als Spiel und Buch: Wann kommt der Film?
Es gibt regelmäßig Gespräche mit potenziellen Partnern. Wir hatten spannende Angebote auf dem Tisch liegen, haben bisher aber immer abgelehnt. Uns ist es wichtig, dass eine Verfilmung Geist und Gefühl von Catan trifft und nicht nur ein beliebiges Abenteuer auf einer Insel ist. Wir warten auf den richtigen Moment und die richtige Umsetzung. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
17. Abgesehen von Lizenzen: Wie entscheidet ihr, welche neuen Catan-Spiele ihr entwickelt?
Die Entscheidung, welche Erweiterungen wir entwickeln, wird vor allem von Interesse und Inspiration getragen. Oft geben ein Thema oder eine Geschichte, die wir spielerisch erlebbar machen wollen, den Anstoß.
Ein Beispiel dafür ist Catan – Neue Energien. Die Idee entstand vor über zehn Jahren als die Energiewende in der Gesellschaft stark diskutiert wurde. Uns reizte die Idee, diesen Wandel zu einer nachhaltigen Welt spielerisch umzusetzen. Auch bei Catan – Aufstieg der Inka stand das Thema am Anfang : die Hochkulturen der Anden, die über Jahrhunderte aufblühten, untergingen und von neuen Stämmen verdrängt wurden. Daraus ergab sich fast von selbst die Spielmechanik: Drei Zivilisationen entstehen und vergehen nacheinander. Wer das letzte goldene Zeitalter auslöst, gewinnt.
Natürlich haben wir auch Marktentwicklungen im Blick. Wenn Lebenshaltungskosten steigen und Spiele teurer werden, überlegen wir, ob wir ein preiswerteres Spiel gestalten können. Im Mittelpunkt steht aber immer die Idee.
Im Herbst 2024 erschien Catan – Neue Energien. Es ist das letzte Spiel von Klaus Teuber. Er entwickelte es zusammen mit seinem Sohn Benjamin. Klaus Teuber starb am 1. April 2023 im Alter von 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.
18. Wie kam Dein Vater dazu, Spiele zu entwickeln?
Mein Vater wurde 1952 in einem kleinen Ort im Odenwald geboren. Brettspiele waren in seiner frühen Kindheit kaum ein Thema. Mit elf Jahren bekam er Römer gegen Karthager und begann, eigene Regeln zu entwickeln. Nach seinem Chemiestudium und dem Einstieg ins familieneigene Dentallabor suchte er Anfang der 1980er Jahre einen Ausgleich zum stressigen Berufsleben. Er begann, Spiele zu entwickeln. 1988 gewann er mit seinem ersten veröffentlichten Spiel Barbarossa und die Rätselmeister den Preis „Spiel des Jahres“. 1995 gelang ihm mit Die Siedler von Catan der Durchbruch.

19. Was hast du von Deinem Vater über die Spiel-Entwicklung gelernt?
Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist Geduld. Spiele zu entwickeln ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es gab Ideen, die fünfzig Iterationen brauchten, bis sie funktionierten. Manchmal dauert es Jahre.
Schon als Kind entwickelte Benjamin Teuber eigene Spielideen. Sein erster Prototyp entstand im Alter von fünf Jahren. Viele Jahre später stieg er mit seinem Vater in die professionelle Spieleentwicklung ein. Ihr erstes gemeinsames Spiel, Tumult Royal, erschien 2014. Abgesehen von den Catan-Spielen war den Spielen kein nachhaltiger Erfolg beschieden.
20. Wie lässt sich die Faszination von Catan in einem Wort beschreiben?
Interaktion
Konflikte werden in Catan durch Verhandlungen gelöst – nicht durch Angriff oder Zerstörung. Wer viele Win-Win-Situationen schafft, hat besten Chancen auf den Sieg. Gerade heute ist das eine wertvolle Botschaft.
Benjamin Teuber, Geschäftsführer Catan GmbH
21. Welches Spiel aus der Catan-Welt ist Dein Favorit?
Mir gefällt immer das aktuellste Spiel am besten, weil wir meist sehr lange daran arbeiten – im Moment also Catan – Neue Energien. Mein Dauerfavorit ist Catan – Aufstieg der Inkas. Es greift die Regeln des Grundspiels auf, erzeugt aber ein ganz anderes Spielgefühl.
22. Und welches Catan-Gimmick gefällt Dir besonders?
Es gab ein Schaf. Es machte mäh, wenn man auf einen Knopf drückte. Extrem laut, extrem nervig, aber einfach herrlich. Damit konnte man das ganze Büro in den Wahnsinn treiben. So absurd es war, so viel haben wir damit gelacht. Ich liebe außerdem die Catanimals. Das waren Plüschversionen der Ressourcen. Jede Figur hatte einen eigenen Charakter. Sie machten die Welt von Catan emotional und erzählerisch erlebbar. Die Catanimals waren wie kleine Botschafter des Spiels.

23. Dein Lieblingscharakter im Catan-Universum ist der Räuber. Warum?
Für mich ist er eine missverstandene Figur. Der Räuber handelt nicht aus eigenem Antrieb. Er wird von den Spielerinnen und Spieler herumgeschubst. Dann muss er auch noch Ressourcen stehlen, obwohl er sich das nicht ausgesucht hat.
Er ist ein sympathischer Chaot mit einer kleinen Bande, um die er sich kümmern muss. Er steht für Ärger, ist aber ein Charakter voller Humor, Tiefe und einer Prise Tragik. Das macht den Räuber für mich zu einer der charmantesten Figuren im Catan-Universum.
Klaus Teuber gründete 2002 mit seiner Frau Claudia und seinen Söhnen Guido und Benjamin die Catan GmbH in Roßdorf bei Darmstadt. Das Familienunternehmen entwickelt, vermarktet und lizenziert Catan-Spiele. Heute führen Benjamin und Guido das Unternehmen.
24. Fast Deine ganze Arbeitszeit dreht sich um Catan. Ist das ein Fluch oder Segen?
Es ist ein Segen. Ich hatte nie vor, ins Familienunternehmen einzusteigen. Nach meinem Psychologie- und Managementstudium habe ich zunächst in anderen Bereichen gearbeitet. Irgendwann wurde mir klar: Was könnte schöner sein, als mit der Familie an einer Marke zu arbeiten, die weltweit bekannt ist und für positive Werte steht? Die Zusammenarbeit mit meinem Vater war ein großes Geschenk. Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis, das durch die gemeinsame Arbeit noch enger geworden ist.
Wenn es mir zu viel oder zu langweilig werden sollte, könnte ich jederzeit aufhören. Jeder Mensch ist ersetzbar. Aber das will ich nicht. Ich stehe jeden Morgen gerne auf und freue mich auf die Arbeit.
25. Welche Spiele gefallen Dir außer Catan?
Ich mag Partyspiele wie Stille Post Extrem. Meine Freundinnen und Freunde spielen nicht so gerne. Deshalb bringe ich bei ihnen nur einfache Spiele auf den Tisch. Es geht darum, gemeinsam zu lachen und Spaß zu haben – dafür sind Partyspiele ideal.
26. Was zeichnet ein gutes Spiel aus?
Für mich lebt ein gutes Spiel von einer ausgewogenen Mischung aus Strategie und Glück – genau wie das Leben. Vieles lässt sich durch kluge Entscheidungen und Planung beeinflussen. Es gibt aber Momente, in denen das Glück mitspielt – oder auch nicht. Wichtig ist, dass man seine Situation fast immer beeinflussen kann, egal wie gut oder schlecht sie gerade ist. Diese Mischung spiegelt sich für mich in Catan perfekt wider. Man schmiedet sein eigenes Glück, trifft Entscheidungen, muss aber auch mit dem arbeiten, was einem das Spiel bietet.
27. Du kümmerst Dich nicht nur um die analogen Brettspiele, sondern auch um digitale Catan-Varianten. Wie wichtig sind diese?
Das analoge Spiel ist unser größter Umsatzbringer. Catan entfaltet seine größte Stärke am Tisch, im direkten Miteinander. Das spiegelt sich in den Verkaufszahlen wider. Der digitale Bereich ist eine wertvolle Ergänzung. Er bringt Menschen zum Spiel, die es sonst nicht entdeckt hätten.
Die digitale Version ist ideal für alle, die keine Mitspielenden in der Nähe haben oder spontan eine Runde spielen möchten. Ich sehe das an meiner Frau: Sie kannte das Spiel nicht, als ich sie vor elf Jahren kennen lernte. Heute hat sie die digitale Catan-Variante gepackt. Sie spielt ständig, beim Zähneputzen, beim Fernsehen. Für sie ist es fast wie Meditation.

28. In der digitalen Welt überwacht der Computer die Einhaltung der Regeln. Am Wohnzimmertisch gibt es diese Unterstützung nicht. Welche Regel wird am häufigsten missachtet?
Tatsächlich passiert der Fehler oft beim Spielaufbau: Viele kennen das ABC-System nicht, das mein Vater mit dem Redaktionsteam entwickelt hat. Dabei werden Zahlenplättchen in einer bestimmten Reihenfolge ausgelegt. Dadurch liegen häufige Zahlen wie 6 und 8 nicht nebeneinander. So bleibt das Spielfeld ausgeglichen.
Ein anderer Klassiker ist die Abstandsregel. Dazu gibt es immer wieder Fragen. Beim Setzen von Siedlungen müssen mindestens zwei Straßen Abstand zur nächsten Siedlung oder Stadt bestehen – und zwar in alle Richtungen.
29. Und welche Hausregeln magst Du am liebsten?
Bei uns hat sich der freundliche Räuber etabliert: Er darf erst zu jemanden gesetzt werden, wenn die Person mindestens drei Siegpunkte hat. Das sorgt für einen entspannten Einstieg.
30. Letzte Frage: Holz oder Plastik?
Ich habe beide Varianten zu Hause und spiele mal mit der einen und mal mit der anderen.
Die Entstehung von Catan
Bevor Klaus Teuber Catan entwickelte, hatten bereits drei seiner Spiele den Titel „Spiel des Jahres“ gewonnen – Barbarossa, Adel verpflichtet und Drunter & Drüber. Catan entstand nicht am Reißbrett, sondern als Erzählung über die Besiedlung einer Insel zur Wikingerzeit. Im Familienkreis intensiv getestet, entwickelte sich aus dem ursprünglichen Arbeitstitel Kolonisation schließlich Die Siedler. Wegen eines gleichnamigen Computerspiels wurde der Titel zu Die Siedler von Catan erweitert. Der Name Catan wurde aus zehn Fantasienamen ausgewählt, weil er besonders wohlklingend und eingängig war.
Trotz anfänglicher Skepsis der Verlage brachte Kosmos das Spiel 1995 mit neuartigem quadratischen Verpackungsformat und einem bis neuen Regelkonzept auf den Markt. Statt eines herkömmlichen Regelhefts erklärt eine dreiteilige Spielanleitung während des Spiels die Regeln. Der Mut zahlte sich aus: Die Erstauflage von 3.000 Exemplaren war schnell ausverkauft. Die Siedler von Catan wurden „Spiel des Jahres“ und erzielt seitdem hohe Verkaufszahlen.