Foto: Peggy und Marco Lachmann-Anke, Pixabay

Poker und Skat: Mehr Geschick als Glück

Sind Skat und Poker Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele? Laut Wirtschaftswissenschaftler der Universität Heidelberg hätten beide Kartenspiele einen Glücksanteil von mehr als 50 Prozent, langfristig setze sich jedoch Geschicklichkeit durch.


Bei Schach gewinnt der Stratege, bei Roulette entscheidet der Zufall über Sieg oder Niederlage. Prof. Dr. Jörg Oechssler und sein Team wollten wissen, was für Skat und Poker gilt. Handelt es sich dabei um Geschicklichkeits- oder Glücksspiele? „Die Zuordnung ist schwierig, da es zwischen Extremen wie Roulette und Schach viele Schattierungen gibt“, sagt Prof. Oechssler. Der Gesetzgeber schreibt im Glücksspielstaatsvertrag: „Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt.“ Doch wie lässt sich das objektiv messen?

Dieser Frage sind die Wissenschaftler in einer spieltheoretischen Studie nachgegangen. Sie nutzten dazu laut eigener Auskunft Daten aus über vier Millionen Online-Partien von Schach, Poker und Skat. Daraus entwickelten sie ein Wertungssystem, das auf der Methode der Elo-Zahl beim Schach basiert. Diese Zahl beschreibt die Stärke einzelner Spieler. „Da Schach ein reines Geschicklichkeitsspiel ist, liegen die Elo-Zahlen der Spieler sehr weit auseinander. Sie reichen von unter 1.000 bei einem Anfänger bis zu über 2.800 beim derzeitigen Weltmeister. Je breiter die Verteilung der Spielerbewertungen, desto wichtiger ist die Rolle der Geschicklichkeit“, erklärt Dr. Peter Dürsch. Bei einem höheren Anteil an Glück und Zufall dürften diese Zahlen also nicht so weit auseinanderliegen.

Methode auf alle Spiele anwenden

Genau das zeigten die Ergebnisse der Wissenschaftler: Bei Poker und Skat sei diese Streuung erheblich geringer. Während die Standardabweichung, die durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert, für Schach bei über 170 läge, komme sie bei den anderen beiden Spielen nicht über 30 hinaus. Um einen Vergleichsmaßstab für ein Spiel zu schaffen, das zu mehr als die Hälfte vom Zufall abhängt, ersetzten die Forscher in ihrem Schach-Datensatz jedes zweite Spiel durch einen Münzwurf. In diesem Fall ermittelten sie eine Abweichung, die mit 45 immer noch deutlich höher ausfalle als die von Poker und Skat. „Beide Spiele liegen damit unterhalb der Schwelle von 50 Prozent Geschicklichkeit, hängen also überwiegend vom Zufall ab“, sagt Marco Lambrecht. „Dennoch setzt sich die Geschicklichkeit langfristig durch. Unsere Auswertungen zeigen: Nach ungefähr einhundert Partien würde ein Pokerspieler, der um eine Standardabweichung besser ist als sein Gegenspieler, mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit mehr Partien gewonnen haben als sein Gegenspieler.“ 

Nach Angaben der Wissenschaftler lasse sich die Methode prinzipiell auf alle Spiele anwenden, bei denen ein Gewinner ermittelt wird. So sei der Geschicklichkeitsanteil beim beliebten Kartenspiel Mau-Mau noch deutlich niedriger als der bei Poker, während der Geschicklichkeitsanteil bei dem chinesischen Brettspiel Go sogar noch über dem von Schach liege.

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