Die Geschäftsidee der Black Stories ist so einfach wie genial. Man nehme ein erfolgreiches Spielprinzip, das drei Voraussetzungen erfüllt. Erstens muss es Menschen begeistern.. Es sollte zweitens wenig Spielmaterial benötigen. Und drittens darf kein anderer Verlag Rechte an dem Spiel halten. Wenn man dann noch einen guten Illustrator hat, kann man mit relativ kleinem Aufwand einen großen Erfolg erzielen.
Hinweis: Das Interview erschien erstmals 2010 auf zuspieler.de
Der moses. Verlag darf sich ebenfalls über einen Hauptgewinn freuen. Er veröffentlicht seit 2004 die „black stories“ – im Prinzip nichts anderes als die kommerzielle Variante von Rätseln, die Menschen sich seit Generationen erzählen und die Interessierte zuhauf im Internet finden. Der Verlag hat über eine Million davon verkauft und neben den schwarzen längst weitere Varianten im Angebot. Der Spielablauf ist dabei immer gleich: Der Spielleiter zieht eine Karte aus einem Stapel, liest eine Geschichte vor, die auf der Vorderseite steht, und fragt: „Warum wohl?“. Auf der Rückseite findet der Spielleiter die Antwort, die er für sich behält. Die Mitspieler müssen nun herausfinden, was passiert ist. Sie müssen ihre Fragen allerdings so formulieren, dass der Spielleiter mit „ja“ oder „nein“ antworten kann.
Ein Beispiel:
moses.verlag
Geschichte: Veronique lag tot inmitten eines Roggenfeldes. Hinter ihr lag ein Paket. Weit und breit keine Spuren.
Lösung: Veronique, eine leidenschaftliche Fallschirmspringerin, hatte Pech gehabt. Diesmal ließ sich ihr Schirm absolut nicht öffnen.
zuspieler.de sprach mit Tanja Mues, Produktmangerin beim moses Verlag, über schwarze und andere Geschichten.
Der moses. Verlag veröffentlichte 2004 die erste Ausgabe der
„black stories“. Ähnliche Rätsel (Laterale) gab es schon wesentlich
länger. Wie ist der Autor Holger Bösch auf die Idee gekommen, Laterale
zu sammeln und professionelle zu vermarkten?
Diese Laterale gibt es tatsächlich sehr lange, viele hat man sicher
irgendwo mal gehört: Sie werden häufig auf Jugendfreizeiten, am
Lagerfeuer und auf Parties erzählt und enträtselt. Holger Bösch war
schon lange ein hervorragender Geschichtenerzähler und fing irgendwann
an, diese morbiden Geschichten zu sammeln und sich neue auszudenken.
Davon hat er unserer damaligen Presse-Referentin beim Salsa-Tanzen
erzählt. Diese gab ihm den Tipp, die Rätsel dem moses. Verlag zu
schicken.
Als ich sie las, war ich sofort begeistert! Wir wollten seine Rätsel zuerst als Buch herausbringen – mit schwarzem Samteinband und Einschussloch. Während der Arbeit an seinen Texten und nachdem wir den Illustrator Bernhard Skopnik für diesen Titel verpflichten konnten, wurde uns immer klarer, dass es sich bei den „black stories“ um eine innovative Spiel-Idee handelt und es sinnvoller ist, die rabenschwarzen Rätsel als Kartenspiel herauszubringen.
Ursprünglich wurden die „black stories“ nur in Deutschland
vertrieben. Wieso heißen sie nicht „schwarze Geschichten“, sondern
tragen einen englischen Namen?
Der Sage nach fiel der Name bei einem Rätsel-Abend mit Freunden vom Himmel (oder wo kommen Namen sonst her?
Aber im Ernst: Der Name „black stories“ war die Idee des Autors. Er
hat uns seine Geschichten so vorgestellt. Uns gefiel dieser Titel von
Anfang an, ein anderer Name stand nie zur Debatte. Der englische Titel
wirkt abgründiger und subtiler als es ein deutscher getan hätte. Uns war
aber von Anfang an klar, dass ein deutscher Untertitel – „50
rabenschwarze Rätsel“ – unumgänglich ist.
Im Internet finden Interessierte auf laterale.de oder
lateralpuzzles.com zahlreiche Rätsel und deren Lösungen. Kostenlos.
Warum lohnt es sich da überhaupt, Geld für die „black stories“
auszugeben?
Ob Memory, Poker oder eben „black stories“, fast jedes Spiel gibt es als
kostenlose Online-Version. Lustige Spiele-Abende mit Freunden oder
schauerlich-gruselige „black stories“-Nächte unter der Bettdecke kann
man damit nicht veranstalten. Gut gemachte Spielkarten, -bretter und
–figuren zaubern erst die richtige Atmosphäre – und können überall hin
mitgenommen werden, sogar in den Urwald.
Die „black stories“ haben sich mehr als eine Million Mal verkauft.
Neben dem Klassiker haben Sie weitere Varianten im Sortiment. In der
gelben wandern Spieler durch die Rätselwüste, in der grünen durch den
-Wald und mit der silbernen fliegen sie ins -All. Was kommt als
nächstes? Die Regenbogen-Edition mit einem Ausflug in die Schwulen- und
Lesben-Szene?
Der Regenbogen ist bei der bunten Familien-Edition „black stories
Junior“ fast komplett, aber ein bisschen was fällt uns noch ein. Eine
Fortsetzung folgt also in jedem Fall und es bleibt farbenfroh, zu viel
möchte ich noch nicht verraten…
Zielgruppe der „black stories“ sind Erwachsene. Die Geschichten
sind oft morbide und brutal. Es fließt Blut, Menschen sterben. Die
bunten Varianten richten sich an Kinder. Mord und Totschlag finden dort
nicht statt. Worin unterscheiden sich Geschichten für Jüngere noch von
denen für Ältere?
Den Hauptunterschied haben Sie bereits genannt. Dieser
„familienfreundliche“ Faktor ist uns bei den „black stories Junior“ am
wichtigsten. Die Kinder sollen keine Schlafstörungen nach dem
Rätselraten bekommen. Es fließt kein Blut und niemand muss sterben. Die
Geschichten für Kinder sind ausführlicher formuliert, die Auflösungen
haben einen echten Lernfaktor und die Spielregeln wurden etwas
vereinfacht. Außerdem gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, je
nachdem, wie geübt die Kinder im Rätselraten sind.
Auf Ihrer Homepage steht, dass fast täglich neue Rätsel von
Spielern bei ihnen eintrudeln. Gleichzeitig fordern Sie die Fans dazu
auf, Vorschläge für neue „black stories“ zu senden. Gehen dem moses.
Verlag die Ideen aus?
Keine Sorge, ein Ende der Ideen ist nicht abzusehen, weder im moses.
Verlag noch bei unseren „black stories“-Autoren. Wir sind aber so stolz
auf die stetig wachsende „black stories“-Fangemeinde, dass wir gerne so
oft wie möglich mit den Fans in Kontakt treten wollen und neugierig auf
ihre Ideen sind. Die Einsendung von Geschichten-Ideen und für neue Titel
ist enorm und wir freuen uns, wenn wir prompt darauf reagieren können.
Daher wird im nächsten Jahr ein Wunschtitel unserer Fans erscheinen, den
wir durch eine Leser-Umfrage ermittelt haben. Außerdem haben die
„black stories“ seit kurzem eine eigene Facebook-Fanseite.
Zum Schluss weg vom Spiel und hin zur Marke „black stories“. Die
ist inzwischen so bekannt, dass sich zahlreiche Produkte mit diesem Logo
verkaufen lassen. Zum Beispiel Kugelschreiber, Untersetzer oder
Notizbücher. Was hat das noch mit dem ursprünglichen Spiel zu tun?
Sie sagen es ja selbst schon: „black stories“ sind mittlerweile eine
sehr erfolgreiche Marke, um die sich eine starke Fankultur entwickelt
hat. Die endet nicht am Spieltisch, sondern wird gerne in den Alltag
getragen, eben mit kleinen Accessoires und Geschenkideen.