15. September 2024
Bildschirmfoto: Livestream CDU-Parteitag

CDU vergibt Preis für innovative Parteiarbeit an simples Laufspiel

Die CDU hat auf ihrem digitalen Parteitag nicht nur einen neuen Vorsitzenden gewählt, sondern auch den Preis für innovative Parteiarbeit vergeben. Sieger wurde der Stadtverband Rheinberg mit einem simplen Laufspiel. Weder das Spiel noch es beim Wahlkampf einzusetzen ist sonderlich innovativ.


Die Rheinberger Christdemokraten wollen im Wahlkampf neue Wege gehen und setzen dabei auf ein uraltes Spielprinzip. Das Gänsespiel war schon im Mittelalter bekannt. Zahlreiche Würfel- und Laufspiele gehen darauf zurück, auch das Rheinberg-Spiel der CDU. Der Mechanismus ist so simpel wie vertraut. Würfeln und Figuren Richtung Ziel ziehen. Wer es zuerst erreicht, gewinnt. Ereignisfelder werfen Figuren zurück oder katapultieren sie nach vorne. Die 25 Ereignisfelder des CDU-Spiels thematisieren lokale Traditionen, Brauchtümer, historische und geografische Besonderheiten, aber auch Dinge, die das Stadtleben in Rheinberg bereichern.

„Das Spiel sagt sehr viel darüber aus, wofür wir als CDU im Stadtverband Rheinberg stehen. Sehr viele für uns wichtige Themen haben wir in das Spiel aufgenommen“, sagt die Stadtverbandsvorsitzende Sarah Stantscheff. „Die Themen wurden in Ereignisfeldern und zahlreichen von Hand gezeichneten Illustrationen veranschaulicht, die das Spiel mit Leben füllen.“

„Imagegewinn auch bei Digital Natives“

Die CDU hat 15.000 Exemplare produziert, in C4-Briefumschläge verpackt und in Briefkästen eingeworfen. Allerdings ohne Würfel und Figuren. Die gab es nur an Wahlkampfständen. „Das Spiel ist ein tolles Beispiel dafür, wie es gelingen kann, in Zeiten fortschreitender Digitalisierung der Parteiarbeit mit einem traditionell-klassischen Projekt einen Imagegewinn bei allen zu erzielen, auch bei den Digital Natives“, begründete die Jury ihr Urteil. Als Preis gewann der Stadtverband laut CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak einen 500 Euro Gutschein für den CDU-Shop. Dort erhält man neben Kugelschreibern und Notizbüchern auch Kartenspiele – wahlweise mit französischem oder deutschem Blatt.

Das ausgerechnet das Laufspiel den Preis für innovative Parteiarbeit gewonnen hat, verwundert. Nicht nur die Spielmechanik ist allseits bekannt, sondern auch die Idee, mit Spielen politische Botschaften zu transportieren. Schon nach einer kurzen Internetsuche landet man zum Beispiel bei „Zusammen mit Bürgern“  (ZmB). Der Wahlverein hat im Kommunalwahlkampf 2016 das Brettspiel Rodgau ärgere Dich nicht veröffentlicht und an 18.000 Haushalte verteilt. Das Spielprinzip: Spieler würfeln und ziehen mit ihren Figuren Richtung Ziel. Auf ihrem Weg stoßen sie auf Ereignisfelder mit lokalpolitischen Themen. Einzig relevanter Unterschied zum Rheingau-Spiel. ZmB verwendet eine OpenStreetMap-Karte als Hintergrund, die CDU hat ihr Spiel proffessionell illustrieren lassen.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung setzt schon länger auf Spiele. Das Kartenspiel „Wahlzeit! Warum wählen“ ist 2009 erschienen. Wer noch weiter zurückgehen möchte, kann auf den Ersten Weltkrieg blicken. Judith Fritz schreibt auf der Seite Die Welt der Habsburger:

Aufbauend auf die lange Tradition von Kriegsspielzeug und Strategiespielen prägte das Thema Krieg die meisten Neuerscheinungen und Neuauflagen in den Jahren 1914–1916. Bleisoldaten, Schützengräben und Kanonen, Gefangenentransporte und Lazarette in Miniatur zogen in die Kinderzimmer ein. Vorhandene Spiele wurden neu aufgelegt, sodass Grafik und Erzählung einen klaren Kriegsbezug aufwiesen. Besonders evident war die Adaptierung von Gesellschaftsspielen, in denen nun etwa Schlachten nachgespielt wurden. Die kriegerische Ausrichtung der Spiele erfüllte eine klare erzieherische Funktion: Grafik, Terminologie und Gestaltung der Spielfiguren sollten eine neue Weltordnung und Geschichtsdarstellung vermitteln, das Kriegsgeschehen wurde ästhetisiert, Soldaten als heroische Vorbilder gezeigt und Tugend, Pflicht und Gehorsam als zentrale Werte vermittelt.

Übrigens: Neben dem Stadtverband Rheinberg gewann auch der Kreisverband Mittelsachsen den Preis für innovative Parteiarbeit. Ausgezeichnet wurde eine elektronische Stimmkarte, die die Abstimmung über Kandidaten bei Wahlveranstaltungen auf Tablets ermöglicht.

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