Der Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles ist in Deutschland 2022 um fünf Prozent gesunken, nach unseren Berechnungen auf etwa 709,65 Millionen Euro. Der Gesamtmarkt für Spielwaren sank ebenfalls um fünf Prozent. Das teilte der Branchenverband Spieleverlage mit.
Der Umsatz mit Gesellschaftsspielen und Puzzles ist 2022 erstmals seit acht Jahren gesunken. Im Corona-Jahr 2020 freute sich die Branche noch über ein Plus von 21 Prozent, 2021 stieg der Umsatz um vier Prozent. Für 2023 rechnet die Branche mit einem leichten Wachstum.
Etwa 20 Prozent des Umsatzes seien 2022 auf Kinderspiele entfallen, etwa 33 Prozent auf Familien- und Erwachsenenspiele, je 15 Prozent auf Puzzles und Kartenspiele. Nach einem jahrelangen Höhenflug der Escape-Games sei die Nachfrage nach diesen deutlich zurückgegangen. Dafür hätten Rätsel- und Krimispiele an Bedeutung gewonnen. Besonders 14- bis 35-Jährige hätten viele Spiele gekauft, am liebsten Partyspiele.
Stationären Handel im Aufschwung
Ursache für den Umsatzrückgang seien unter anderem Auswirkungen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine, die hohen Energiepreise und die Inflation. Entlastungspakete hätten daran nichts geändert. Lieferketten-Probleme hätten sich im Laufe des Jahres entspannt, aber die Deutschen hätten weniger Spiele gekauft. Im Frühjahr und Sommer habe der Einzelhandel eine starke Zurückhaltung gespürt. Reisen und Restaurantbesuche seien nach zwei Jahren Pandemie für viele Menschen wichtiger als Spiele. Dennoch blieben Gesellschaftsspiele und Puzzles im Trend. Im vierten Quartal habe das Geschäft spürbar angezogen. Der stationäre Handel habe 2022 trotz der Zurückhaltung im Frühjahr und Sommer einen Aufschwung erlebt. Insbesondere der Spielefachhandel habe eine höhere Nachfrage bemerkt, auch dank Aktionen und Spieleveranstaltungen.
Knappes und teureres Papier habe die Spieleverlage zusätzlich belastet. Papier wird unter anderem für die Produktion von Spielkarten, -brettern und -schachteln benötigt.
Internationaler Austausch
Die Branche werde durch den Austausch zwischen internationalen Verlagen und Autoren belebt. So fänden sich in deutschen Regalen viele Titel ausländischer Verlage, aber auch der Export deutscher Verlage habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Spiele, die über Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter, Startnext oder Gamefound finanziert werden, fänden zunehmend den Weg in die Regale des Handels.
„Brett- und Kartenspiele stehen weiterhin hoch im Kurs, auch international, weil sie Familien und Cliquen, die einen entspannten Abend haben wollen, eine gute Gelegenheit für Austausch, Spaß und soziale Interaktion bieten“, sagt Hermann Hutter, Vorsitzender des Branchenverbandes Spieleverlage.
Umsatzmeldungen von Kosmos und Ravensburger
Neben dem Branchenverband Spieleverlage haben auch Ravensburger und Kosos Umsatzzahlen für 2022 veröffentlicht.
Der Umsatz der Ravensburger Gruppe ist 2022 um 6 Prozent auf 598 Millionen Euro gesunken. Das teilte das Unternehmen mit. Der Kosten- und Margendruck sei 2022 erheblich gestiegen. Ursachen dafür seien die steigende Inflation, extrem erhöhte Logistikkosten und teurere Erzeuger-Preise im energieintensiven Sektor Papier und Pappe. Im aktuellen Geschäftsjahr knüpfe Ravensburger hohe Erwartungen an seinen Einstieg ins Sammelkartengeschäft. Dieser finde im September mit der weltweiten Markteinführung des Sammelkartenspiels „Disney Lorcana“ statt.
Kosmos hat laut eigener Aussage 2022 mehr Umsatz erwirtschaftet als im Pandemiejahr 2020. Das zeige, dass sich der Spiele- und Puzzletrend nachhaltig verfestigt habe. Rund 60 Prozent der Spieleerlöse seien in Deutschland erzielt worden. Konkrete Zahlen der Verlag nicht.