Andreas Gruntrum. Foto: Sebastian Wenzel

Andreas Guntrum: Monopoly-Sammler aus Wiesbaden

Andreas Guntrum sammelt in seiner Freizeit ungewöhnliche Monopoly-Ausgaben. Über hundert Schachteln stapeln sich in seinen Regalen – darunter eine Edition aus Schokolade und ein illegales Plagiat aus der Zeit des Kalten Krieges.

Hinweis: Der Artikel erschien erstmals 2012 in der Frankfurter Rundschau und dann auf zuspieler.de


Für die einen ist es ein nur ein Spiel, für Andreas Guntrum ist es eine Leidenschaft. Der Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden sammelt in seiner Freizeit ungewöhnliche Monopoly-Ausgaben. Über hundert Schachteln stapeln sich in seinen Regalen – darunter eine Edition aus Schokolade und ein illegales Plagiat aus der Zeit des Kalten Krieges.

Geweckt wurde Guntrums Leidenschaft als Kind. Seine blauen Augen glänzen, wenn er sich daran erinnert: „Jedes Jahr fieberte ich Weihnachten entgegen. Nicht weil es Geschenke gab, sondern weil wir nach der Bescherung mit der ganzen Familie zusammen Monopoly spielten.“ Als Jugendlicher reiste Guntrum dann nach Frankreich und stellte fest: Auch dort existiert Monopoly.

Monopoly auf Deutsch, Englisch und Katalanisch

Seitdem ist der 53-Jährige infiziert. Ein Besuch in einem lokalen Spielwarengeschäft steht fest auf dem Programm, wohin auch immer er in den Urlaub fährt oder fliegt. Theoretisch könnte Guntrum Monopoly inzwischen nicht nur auf Deutsch, sondern auch in Englisch oder Katalanisch spielen. Bei manchen Versionen muss aber selbst der Fachmann passen. Die Schriftzeichen auf seiner arabischen Edition kann auch der gebürtige Wiesbadener nicht entziffern.

Weltweit gibt es unzählige Monopoly-Ausgaben. Jede größere Stadt hat ihre eigene Edition. Ganz zu schweigen von den verschiedenen Lizenz-Ausgaben wie Monopoly SpongeBob, Star Wars oder Simpsons. Guntrum erkannte schnell, dass er sich spezialisieren muss. Nicht zuletzt, weil der Platz in den Regalen begrenzt ist.

Guntrum sammelt vor allem exklusive Sonderausgaben. Bei der Suche danach braucht er Glück und einen Internetanschluss. Auf Ebay ersteigerte er einen Nachdruck des Original-Spiels von 1904. Damals hieß Monopoly noch The Landlord’s Game und hatte einen wirtschaftskritischen Hintergrund. Elizabeth Maggie Phillips, die Erfinderin des Spiels, war eine Anhängerin der Single-Tax. Dieses Finanzmodell des Ökonomen Henry George besagt, dass nur Grundbesitz besteuert werden sollte. Mit ihrem Ur-Monopoly wollte Phillips beweisen, dass alle Menschen davon profitieren. In ihrem Spiel gab es eine Variante ohne Bodenspekulation. Dabei wurden die meisten Spieler immer wohlhabender. Im Lauf der Zeit änderten sich die Regeln. Heute ist Monopoly eine spielerische Huldigung an den Kapitalismus.

Eurobusiness: Der illegale Monopoly-Klon

Guntrum greift nach einer gelben Schachtel mit grünen Streifen. „Eurobusiness“ steht in runden Buchstaben darauf. Wer die Schachtel öffnet, entdeckt darin einen viereckigen Plan mit bunten Feldern, einem Gefängnis und Ereignis- sowie Gemeinschaftskarten. Unverkennbar ein Monopoly-Klon. Guntrum fand das Plagiat auf einem Flohmarkt in Polen. Das Original-Spiel war in den kommunistischen Ländern unerwünscht. „Josef Stalin konnte und wollte sich wegen dessen angeblicher Dekadenz nicht mit Monopoly anfreunden. Grund genug, das Spiel aus dem kapitalistischen Ausland zu verbieten. Kein Monopoly sollte das Territorium der DDR oder anderer Ostblockstaaten erreichen“, informiert der Spieleverlag Hasbro.

Eurobusiness liegt im Regal direkt neben einer Schokoladen-Edition. Statt Plastikhäuschen und -hotels bauen die Spieler Süßigkeiten auf den Plan. „Ursprünglich war die Variante wahrscheinlich dafür gedacht, dass man sie einmal spielt und dann isst. Aber das macht ein Spielesammler nicht. Ein Briefmarkensammler würde schließlich auch nie auf die Idee kommen, eine wertvolle Marke auf einen Umschlag zu kleben“, sagt Guntrum.

Seine Lieblingsausgabe ist übrigens das Wiesbaden-Monopoly. Die Schlossallee der hessischen Landeshauptstadt ist der Schlossplatz, die Parkstraße wurde in Wilhelmstraße umbenannt.

Wer wagt, gewinnt

Nur eines macht Guntrum Sorgen. Er ist in seinem Beruf so eingespannt, dass er kaum Zeit hat, Monopoly zu spielen. Trotzdem kommt er auf weit über hundert Partien. Sein Tipp: „Monopoly ist ein Spiel, bei dem man nicht so zurückhaltend agieren darf. Wer kein Risiko eingeht, wird lange im Spiel bleiben, aber sehr wahrscheinlich nie gewinnen.“

Wenn Guntrum doch mal eine ruhige Minute zum Spielen findet, greift er am liebsten zur klassischen Ausgabe. Die, mit der er schon als Kind gespielt hat – jedes Jahr an Weihnachten bei Opa am Küchentisch.

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